Oft entwickeltsich eine in-tensive Bezie-hung zwi-schen den Be-treuerinnenund ihrenSchützlingen.
GESUND WERDEN & BLEIBEN - PFLEGE
Zuhause
bestens betreut
Immer mehr pflegebedürftigeMenschen wünschen sich 24-Stunden-Betreuung, damit sieauch in Krankheit oderPflegebedürftigkeit in ihremgewohnten Umfeld seinkönnen. Niederösterreichfördert diese Form derbeliebten Betreuung.
FOTO: ISTOCKPHOTO/ ALEX RATHS
Wir alle werden einmal alt, vielleicht krank und pflegebedürftig. Der Weg in ein Heim aber ist für viele Menschen nicht so er-strebenswert wie die Möglichkeit, zu Hause noch ein weitgehend selbstbestimmtes Leben zu führen. Was diese Betreuung imhäuslichen Bereich betrifft, so leisten Angehörige hier Großes: Mehr als 80 Prozent aller pflegebedürftigen Menschen, die zuHause sind, werden von ihnen pflegerisch betreut. Meist sind es Frauen, die diese schwierige Tätigkeit übernehmen, und dasist für sie oft eine enorme Belastung. Die 24-Stunden-Betreuung kann hier Abhilfe schaffen, und Niederösterreich fördert diesebeliebte Form der Betreuung zu Hause (siehe Infokasten Seite 29).
Rundum hilfsbereit
Oft sind es Frauen aus Ungarn, Rumänien oder der Slowakei, die diese Dienste übernehmen – sie kümmern sich rund um dieUhr um ihre Schützlinge. Sie bereiten ihnen die Mahlzeiten zu, erledigen Besorgungen, übernehmen Reinigungstätigkeiten,Hausarbeiten und Botendienste, sie achten auf ein gesundes Raumklima, betreuen Tiere und Pflanzen und sind auch für dieWäsche zuständig. Doch diese sogenannten haushaltsnahen Tätigkeiten sind noch lange nicht alles, was die 24-Stunden-Per-
sonenbetreuerinnen tun. Denn ihr zweiter großer Tä-tigkeitsbereich betrifft die Unterstützung bei der Le-bensführung. Das heißt, sie gestalten den Tagesab-lauf, helfen bei alltäglichen Verrichtungen und über-nehmen oft auch eine Art Gesellschafterfunktion, füh-ren Gespräche mit den Klienten oder begleiten siebei diversen Aktivitäten, wenn dies noch möglich ist.
Spezielle Regelungen
Nach dem Gesundheits- und Krankenpflegegesetzsind diese Personenbetreuerinnen auch befugt, imEinzelfall einzelne pflegerische Tätigkeiten auszu-üben, wenn aus medizinischer oder pflegerischerSicht keine Gründe dagegen sprechen, also wenndie Gesundheit der betreuten Person durch dieDurchführung der Tätigkeit nicht gefährdet ist. DasGesetz regelt auch, dass, wenn Umstände vorliegen,die aus medizinischer oder pflegerischer Sicht eine(Sub)Delegation dieser Tätigkeiten erforderlich ma-chen, diese Tätigkeiten nur nach einer Anweisungdurch einen Arzt oder durch eine diplomierte Ge-sundheits- und Krankenpflegeperson durchgeführtwerden dürfen.
Hürden des Modells
Immer mehr Menschen entscheiden sich für die 24-Stunden-Betreuung, und damit ist sie längst kein Randthema mehr.Trotzdem kann manches in diesem Zusammenhang schwierig werden. Verständigungsprobleme und mangelnde Qua-lifikation können dem Patienten oder seiner Familie das Leben mit einer Personenbetreuerin schwerer machen als er-wartet. Umgekehrt kann es sein, dass die Betreuerinnen – es sind meist Frauen – in einen Haushalt kommen, in demnichts den Angaben, die sie zuvor erhalten haben, entspricht. Und: Nicht so selten kommt es bei kranken oder pflege-bedürftigen Menschen und vor allem auch bei dementen Menschen auch zu aggressivem Verhalten – auch das machtes den Betreuerinnen nicht gerade leicht. In Österreich wurden im Jahr 2015 gesetzliche Maßnahmen in puncto 24-Stunden-Betreuung erarbeitet, die mit 1. Jänner 2016 in Kraft getreten sind. Dabei geht es hauptsächlich um Standes-und Ausübungsregeln für die Vermittlungsagenturen selbständiger Betreuungskräfte. Sie sollen bessere Qualität, Ver-gleichbarkeit und Transparenz bringen, doch natürlich bergen so komplexe Dinge wie die 24-Stunden-Betreuung vieleHürden.
Viele positive Erfahrungen
Trotzdem zeigt die Erfahrung, dass viele Menschen positive Erfahrungen mit diesem Betreuungsmodell machen. DieFrauen, die kommen, um zu helfen, werden oft sehr eng in die Welt des Patienten eingebunden. Nicht selten entwi-ckelt sich eine intensive Beziehung zwischen den Betreuerinnen und ihren Schützlingen, und man schätzt einandergegenseitig sehr. Wichtig für die Angehörigen, die sich für die 24-Stunden-Betreuung für ihr pflegebedürftiges Famili-enmitglied entscheiden, ist, dass sie ein höchstmögliches Maß an Betreuungsqualität sichergestellt wissen und die fürihre Verhältnisse passende Betreuerin finden. Vermittlungsagenturen helfen dabei, und das Land Niederösterreich för-dert diese Form der Betreuung – damit auch Sie Ihrem pflegebedürftigen Familienmitglied ein weitgehend selbstbe-stimmtes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen können.
24-STUNDEN-BETREUUNG – DIE FAKTEN
Seit 1. Juli 2007 wird durch die Förderung der 24-Stunden-Betreuung diePosition pflegender Angehöriger gestärkt und den pflegebedürftigenMenschen so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben zu Hauseermöglicht. Mit dem Bundesgesetz wurden Bestimmungen über die Be-treuung von Personen in privaten Haushalten erlassen. Damit wurden le-gale vertragliche Betreuungsverhältnisse für eine 24-Stunden-Betreuungzu Hause unter Zugrundelegung eines eigenen Betreuungsbegriffes –Personenbetreuung – geschaffen.
Das NÖ Fördermodell gilt für Personen:
mit Hauptwohnsitz in Niederösterreich
mit Bezug von Pflegegeld zumindest der Stufe 3
mit Bezug von Pflegegeld der Stufen 1 und 2 bei nachgewiesener De-menz
Die Höhe der Förderung beträgt:
bei selbständigen Betreuungskräften bis zu 550 Euro monatlich
bei unselbständigen Betreuungskräften bis zu 1.100 Euro monatlich
Sie sind in der 24-Stunden-Betreuung in Österreich tätig. Welche Erfahrungen haben Siebisher gemacht?
Ich bin ausgebildete Krankenschwester und arbeite seit acht Jahren in der 24-Stunden- Be-treuung in Österreich. Bis jetzt hatte ich sechs Patienten. Alle hatten unterschiedliche Proble-me: Eine Patientin brauchte eine PEG-Sonde zur künstlichen Ernährung, ein anderer Patientwar schwerer Diabetiker, und einige hatten Demenz.
Wie konnten Sie diesen Menschen und ihren Familien helfen?
Für meine Patienten koche und putze ich, ich kaufe für sie ein, aber ich spiele und unterhaltemich auch mit ihnen, oder wir machen gemeinsame Spaziergänge, wenn es möglich ist. Und:Ich tue das alles sehr gern.
Wie gehen Sie mit dem Problem Demenz um?
Demenz ist wirklich ein großes Problem, und man braucht sehr viel Geduld mit diesen Patien-ten, aber die habe ich zum Glück! Ich denke immer daran, dass diese Menschen Hilfe brau-chen, und sage mir, dass sie und ihre Angehörigen wie meine zweite Familie sind.
So geht es dann leichter.
Was ist das Schönste an diesem Beruf für Sie?
Es ist sehr schön, wenn man kranken Menschen helfen kann. Und ich liebe es zu helfen undandere zu unterstützen.
Was ist das Schwierigste an diesem Beruf für Sie?
Es ist oft hart und ein bisschen traurig, wenn ich längere Zeit nicht bei meiner eigenen Familiesein kann. Schwierig wird es auch, wenn die Patienten und ihre Familien keinen Respekt vorden Betreuerinnen haben. Aber der Beruf hat mehr schöne Seiten als schlechte.
Was muss eine Personenbetreuerin vor allem gut können?
Es ist gut, wenn man anderen gern hilft und sich auch klar ist, dass das alles viel und oftschwere Arbeit ist. Für mich ist das so, und ich liebe meinen Beruf!
Mag. Karin Lobner,
Ernährungswissen-
schafterin und
Psychotherapeutin
erschienen in GESUND & LEBEN IN NIEDERÖSTERREICH 05/2017