Üben, üben, üben: Und das zuerst an Simulationspuppen und Kolleginnen, bevor es wäh-rend der Ausbildung in die Praktika im Klinikum geht: (v.l) Gerlinde Penz, Stefanie Imler,Jennifer Brumüller und Michaela Schrottmeyer in der Schule für Gesundheits- und Kran-
Zahlreiche Arbeitsabläufe üben Pflegeschülerinnen und -schüler im Trainingszentrum derPflegeschule Horn, damit im Klinikum dann jeder Handgriff sitzt.
Fotos: Nadja Meister
Ein neuer Berufmit Zukunft
Pflegefachassistenz heißt ein neuer Pflegeberufmit einer zweijährigen Ausbildung: Man darf in denKliniken auf Anweisung eigenständig arbeiten undsogar bei der Ausbildung des Nachwuchsesmithelfen.
„Ich habe meinen
Auszubildendengesagt: Ich weißnoch nicht genau,wo ihr arbeitenwerdet. Aber wirbilden euch so aus,dass ihr es überallkönnt. Die Ausbil-dung ist fordernd.Aber auch einegroße Chance.“Mag. WolfgangSchrenk, interim-istischer Direktorder Schule fürGesundheits- und
Krankenpflege inHorn
Zwei Jahre Ausbildung statt einem Jahr. Und dann nicht nur unter Aufsicht an den Patientinnen und Patientenarbeiten, sondern selbständig – so sieht der neue Beruf der Pflegefachassistenz (PFA) aus. Wenn man bereitsPflegehilfe ist (oder Pflegeassistenz, wie der Beruf jetzt heißt), reicht ein Aufbaujahr. Der Beruf Pflegefachas-sistenz ist so neu, dass es noch keine fertig ausgebildeten PFA gibt. Die ersten Frauen und Männer, die künf-tig diesen Titel führen werden, sind in den NÖ Pflegeschulen noch mitten in der Ausbildung. Sie haben aberbereits Praktika absolviert – und sind begeistert. Wie die 52-jährige Gerlinde Penz, die bereits viele Jahre alsPflegehilfe im Landesklinikum Allentsteig in der Rehabilitation gearbeitet hat: „Ich wollte schon lange gernemehr Verantwortung übernehmen, denn als Pflegehilfe darf man alles nur unter Aufsicht machen. Ein Jahr Ler-nen ist für mich jetzt genau richtig. Man ist als PFA einfach besser ausgebildet und hat mehr Kompetenzen.“Penz macht die Ausbildung an der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege in Horn. Im Praktikum war sieim Landesklinikum Horn auf der Chirurgischen Station, einer Pilot-Station, die den neuen Beruf in der Praxistestet. Positiv bewertet im Klinikum Horn auch Pflegedirektorin Elisabeth Klang die künftigen PFA und ihre Fä-higkeiten und Kompetenzen: „PFA können einen wichtigen Beitrag für die Versorgung unserer Patientinnenund Patienten leisten.“
Herausforderungen wachsen
Der Beruf der Pflegefachassistenz entstand mit der Novelle zum Gesundheits- und Krankenpflege-Gesetz2016. Die PFA sollen helfen, die wachsenden Herausforderungen in den Kliniken gut zu bewältigen, indem siemehr Qualifikation als die Pflegehilfe mitbringen. Das ist aus drei Gründen nötig:
-Die Novelle hat den Tätigkeitsbereich des gehobenen Dienstes stark ausgeweitet. Die diplomierten Pflege-kräfte übernehmen daher vermehrt Aufgaben in Diagnostik und Therapie, die bisher Ärztinnen und Ärzte ge-leistet haben. Daher brauchen Diplompflegekräfte nun Entlastung.
-Aber auch die allgemeinen Herausforderungen für die Pflege wachsen: Die Aufenthaltsdauer in den Klinikensinkt durch neue, schonendere Operationsmethoden. Die Patientinnen und Patienten bleiben also kürzer,Pflegekräfte übernehmen dadurch mehr Management-Aufgaben, damit die Abläufe reibungslos funktionie-ren.
-Die Menschen werden älter – und brauchen in den späten Lebensjahren mehr Pflege, wenn sie im Klinikumbehandelt werden. Zum Beispiel, wenn sie dement sind oder mehrere Krankheiten haben. Auch dafür sindmehr Pflegekräfte mit hohem Können nötig.
Kompetenzen wachsen mit
Die Pflegefachassistenz steht von der Ausbildung und den Tätigkeiten her zwischen den zwei schon seit Jahr-zehnten etablierten Gesundheitsberufen:
-zwischen dem gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege (diplomierte Pflegekräfte)
-und der Pflegeassistenz (bisher Pflegehilfe)
PFA dürfen (im Gegensatz zur Pflegeassistenz) jene Tä-tigkeiten, die ihnen übertragen werden, selbständig undeigenverantwortlich leisten. „Aber sie dürfen oder müssenselbst keine pflegerelevanten Entscheidungen treffen –die bleiben nach wie vor beim gehobenen Dienst. Es istsomit ein Beruf, in dem man selbständig agieren kann, je-doch eine Instanz zur fachlichen Absicherung im Hinter-grund hat“, erklärt Barbara Rupprecht, MSc, interimisti-sche Direktorin der Schule für allgemeine Gesundheits-und Krankenpflege Neunkirchen.
Gute Jobchancen
PFA werden künftig immer häufiger in den NÖ Kliniken arbeiten, erwartetdie Horner Pflegedirektorin Elisabeth Klang: „Die Pflege beobachtet denPatienten rund um die Uhr und baut so eine starke Beziehung zu ihm auf.Wir brauchen dafür gut ausgebildete Pflegekräfte. Daher werden künftigdie Pflegefachassistenzen den gehobenen Dienst ergänzen, aber nicht er-setzen. Wir testen das in unserer Pilot-Station.“
Und Christa Grosz, Pflegedirektorin in den Landeskliniken Hochegg undWiener Neustadt, ergänzt: „Wir haben derzeit sieben Pflegeassistentinnenin der verkürzten einjährigen Ausbildung zur PFA, die im Herbst fertig sind.Wir werden in unseren Pilot-Stationen in Hochegg und Wiener Neustadt imFrühjahr 2019 evaluieren, was sich verändert. Damit sind wir vorbereitet,wenn Mitte 2019 die ersten Absolventinnen und Absolventen kommen, diedie zweijährige Ausbildung absolviert haben.“ Aber nicht nur in den Klini-ken wird hohe Pflegekompetenz geschätzt und gebraucht. PFA werdenauch in Pflegeheimen und in den mobilen Diensten Arbeit finden.
Ausbildung mit Mehrwert
Bis dahin lernen die künftigen PFA in den Pflegeschulen ihre verantwor-tungsvollen Aufgaben und trainieren sie – zuerst in den Schulen und dannin den Pilot-Stationen der Kliniken. Noch ist alles neu im neuen Beruf. Des-halb arbeiten die Pflegeschulen und die Pflegedirektionen der Kliniken engzusammen, tauschen sich laufend aus, berichtet Wolfgang Schrenk, interi-mistischer Direktor der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege inHorn: „Ich habe meinen Schülerinnen und Schülern gesagt: Ich weiß nochnicht genau, wo ihr arbeiten werdet. Aber wir bilden euch so aus, dass ihres überall könnt. Dafür trainieren wir sehr praxisnah. Die Ausbildung ist for-dernd. Aber auch eine große Chance.“
Riki Ritter-Börner
„Die Pflegefachassistenz ist ein Beruf,in dem man selbständig agieren kann,jedoch noch eine Instanz zur fachli-chen Absicherung im Hintergrund hat.“Barbara Rupprecht, MSc, interimisti-sche Direktorin der Schule für allge-meine Gesundheits- und Krankenpfle-ge Neunkirchen und Leitung der Son-derausbildung Intensivpflege
„PFA können einen wichtigen Beitrag fürdie Versorgung unserer Patientinnenund Patienten leisten. Daher werdenPFA künftig immer häufiger an den NÖKliniken arbeiten.“ Mag. Elisabeth Klang,Pflegedirektorin Landesklinikum Horn
„Wir werden in unseren Pilot-Stationenin den Landeskliniken Hochegg und Wie-ner Neustadt im Frühjahr 2019 evaluie-ren, was sich durch die PFA verändert.“Dipl. KH-BW DGKP Christa Grosz, MBA,MBA, Pflegedirektorin der Landesklini-ken Wiener Neustadt und Hochegg
Das Berufsbild
Die Pflegefachassistenz unterstützt die Expertinnen und Experten des gehobenenDienstes für Gesundheits- und Krankenpflege sowie Ärztinnen und Ärzte. Sie stehtin direktem und engem Kontakt mit Patientinnen und Patienten. Ihre Aufgabensind unter anderem:
1.Das eigenverantwortliche Durchführen der ihnen übertragenen Pflegemaßnah-men wie z. B.
-Mitwirken beim Pflegeassessment (hier wird die Pflege für den jeweiligen Men-schen geplant) und Beobachten des Patienten
-Beobachten des Gesundheitszustandes sowie Information und Kommunikation
-Anleitung und Unterweisung von Auszubildenden der Pflegeassistenzberufe
2.Das Handeln in Notfällen
3.Die eigenverantwortliche Durchführung der ihnen übertragenen
Tätigkeiten bei Diagnostik und Therapie, unter anderem:
-Durchführung standardisierter diagnostischer Programme wie EKG, EEG, Lun-genfunktionstests etc.
-Legen und Entfernen von MagensondennSetzen und Entfernen von Blasenka-thetern
-Ab- und Anschluss von laufenden Infusionen
Wo kann man mit dieser Ausbildung arbeiten?
-Krankenanstalten
-Pflege- und Betreuungszentren
-Arztpraxen und Gruppenpraxen
-Bereich der Hauskrankenpflege
Michaela Schrottmeyer, 28, ist im ersten Jahr der Ausbil-dung und hofft, für das zweite Ausbildungsjahr eine Fi-nanzierung zu bekommen. Sie war zehn Jahre langZahnarzt-Assistentin und fühlt sich im neuen Beruf sehrwohl. Das erste der vier Praktika hat ihr gut gefallen.
Jennifer Brumüller, 23, hat nach der Schule in der Gas-tronomie gearbeitet und dann ihre Großeltern begleitet.In dieser Zeit reifte der Entschluss, in der Pflege arbeitenzu wollen. Sie ist in der Ausbildung zur Pflegeassistenzund will danach gern weiterlernen.
Gerlinde Penz, 52, arbeitet seit vielen Jahren als Pflege-helferin im Landesklinikum Allentsteig in der Rehabilitati-on und absolviert derzeit das zweite Jahr, die Aufschu-lung zur Pflegefachassistenz. „Man braucht eine sozialeAder“, sagt sie. So ist sie ein Jahr weg von der Stationund darf lernen.
Stefanie Imler, 22, war Friseurin. Sie hat ihre an Brust-krebs erkrankte Oma begleitet und dabei gesehen, wiegut es ist, wirklich helfen zu können. Das erste Ausbil-dungsjahr hat sie bereits in der Krankenpflegeschule inHorn absolviert und steht nun im zweiten Jahr zur Pfle-gefachassistenz.
Alles neu – die Ausbildungen
Die zweijährige Ausbildung zur Pflegefachassistenz, die einjährige Aufschulung zur Pflegefachassistenz und die einjährige Ausbildung zur Pflegeassis-tenz nach dem Gesundheits- und Krankenpflegegesetz 2016 gibt es an den Schulen der NÖ Kliniken. Die Ausbildungskosten übernimmt das Land NÖ.
(Strafregisterbescheinigung), mindestens zehn positiv absolvierte Schulstufen, die erforderlichen Kenntnisse der deutschen Sprache
Aufnahmeverfahren: Zulassungstest und Aufnahmegespräch
-Zweites Ausbildungsjahr zur Pflegefachassistenz für Pflegeassistenz/Pflegehilfe
Vollzeitausbildung: Dauer 1 Jahr, 1.600 Stunden Theorie und Praxis
Eine berufsbegleitende Variante für das zweite Ausbildungsjahr zur Pflegefachassistenz wird derzeit überlegt und geplant.
Voraussetzungen: gesundheitliche Eignung, Vertrauenswürdigkeit, Berechtigung zur Ausübung der Pflegeassistenz (Pflegehilfe), die erforderlichen Kennt-nisse der deutschen Sprache
Aufnahmeverfahren: Zulassungstest und Aufnahmegespräch
-Ausbildung Pflegeassistenz
Dauer: 1 Jahr, 1.600 Stunden in Theorie und Praxis
Voraussetzungen: gesundheitliche Eignung, Vertrauenswürdigkeit, mindestens 9 positiv absolvierte Schulstufen oder die Pflichtschulabschluss-Prüfung,Mindestalter 17 Jahre, die erforderlichen Kenntnisse der deutschen Sprache, eine absolvierte berufliche Erstausbildung (z. B. Lehrabschluss, berufsbil-dende mittlere oder höhere Schule etc.)
Aufnahmeverfahren: Zulassungstest und Aufnahmegespräch