Im Gespräch mit Mag. Dr. Katharina Bastl,Forscherin des ÖsterreichischenPollenwarndienstes der MedizinischenUniversität Wien und Hauptverantwortliche fürPollenvorhersagen im Osten Österreichs.
Pollenallergien sind im Steigen ... aufgrund der Umweltver-schmutzung, unter anderem durch Ozon und Stickoxide. Auf-grund dieser Belastungen werden Pflanzen mehr gestress-t und produzieren mehr Allergen, das dann leichter in Kontak-t mit dem Immunsystem des Menschen treten kann, weil dieSchleimhäute bei starker Luftverschmutzung durchlässige-r werden.
Allergien nehmen zu durch ... ein Zusammenspiel von Pflan-zen, Menschen und Umwelt. Auch die Hygienehypothese, dass wir aufgrund einer zu „sauberen“ Umwelt vermehrt Aller-gien entwickeln, weil das Immunsystem nicht ausreichend auf-gebaut wird, spielt da hinein. Am häufigsten sind Gräserpol-len-Allergien, sie haben einen Anteil von 50 Prozent bei Aller-gien.
Viele Betroffene verwechseln eine Allergie mit einer Erkäl-tung ... weil sie nicht daran denken, dass auch im Winter Pol-len, wie etwa der Hasel, in der Luft sein können. Generell istvon Oktober bis Dezember Pause. Man kann nicht verallge-meinern, dass die Pollenbelastung immer früher startet undimmer intensiver wird. In diesem Jahr zum Beispiel began-n die Hasel Mitte Jänner/Anfang Februar zu blühen, das ist imSchnitt relativ spät. Liegen die Temperaturen deutlich unte-r fünf Grad Celsius, kann die Hasel nicht blühen, einzelne sindjedoch im Osten Österreichs bereits blühbereit und warten au-f ideale Bedingungen. Solange es schneit und regnet, erfolg-t keine Blüte. Gehen die Temperaturen aber in den nächstenWochen hinauf, passt also das Wetter, beginnt die Haselblüte-.
Um eine Allergie von einer Erkältung zu unterscheiden ... emp-fiehlt es sich, ein Pollentagebuch zu führen. An der MedUni Wien ha-ben wir als Pioniere ein solches entwickelt. Passen die individuellenBeschwerden danach mit der tatsächlichen Pollenbelastung zusam-men, sollte man einen Allergologen aufsuchen. Der Pollenwarndienststellt nicht nur aktuelle Daten zur Pollenbelastung zur Verfügung, son-dern auch ein Pollentagebuch und Landkarten (Österreich und EU),die die durchschnittlichen Pollenkonzentrationen basierend auf einemlangjährigen Schnitt zeigen. All diese Serviceeinrichtungen findet manunter
Die meisten Beschwerden verursacht ... die Birkenallergie, die mitder Blüte der Birken Ende Februar/Anfang März beginnt. Sie kannKreuzallergiker betreffen, also Menschen, die auf Hasel und Erle aller-gisch sind. Sprich ein Hasel- oder Erlenpollenallergiker kann auch aufBirkenpollen reagieren und umgekehrt. Jeder leidet anders, der Lei-densdruck ist individuell. In unsere Prognosen beziehen wir alle be-kannten Reaktionsmuster auf Allergien mit ein. Zum Beispiel wenn All-ergiker ausschließlich auf hohe Belastung reagieren.
Zur Person
Mag. Dr. Katharina Bastl
-2004–2008 Diplomstudium der Biologie
-2008–2012 Doktorratsstudium der Naturwissenschaften, Ab-schluss mit Auszeichnung
-2012 Verleihung des Tilly-Edinger-Preises (Paläontologi-sche Gesellschaft) und des Award of Excellence (Bundesmi-nisterium für Wissenschaft und Forschung)
-seit 2012 Mitarbeiterin beim Österreichischen Pollenwarn-dienst (Medizinische Universität Wien)
-seit 2013 Universitätsassistentin an der Medizinischen Uni-versität Wien
-Juli 2013 erfolgreiche Teilnahme am 11. European Courseon Basic Aerobiology
-2014 Preisträgerin des Siegfried-Jäger-Stipendiums (EASEAN Meeting in Wien)
-2015 erfolgreiche Teilnahme am 9. Advanced Course of Ae-robiology
erschienen in GESUND & LEBEN IN NIEDERÖSTERREICH 03/2019