(v.l.) Mag. Elisabeth Biermeier (Vizepräsidentin der Apothekerkammer NÖ), Dr. Miklas Rohla (3. Medizinische Abteilung fürKardio-logie Wilhelminenspital, Wien), Mag. Michael Maiwald (Rosen-Apotheke), Mag. Jan Pazourek (Generaldirektor derNÖGKK), Ing. Maurice Androsch (Gesundheits-Landesrat), Mag. Heinz Haberfeld (Präsident der Apothekerkammer NÖ)
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Meine Luft
zum Atmen
Lungenerkrankungen sind leideram Vormarsch.
Wir sollten gut für dieses Organsorgen.
Keine Frage: Die Lunge ermöglicht uns Le-ben, denn als Atmungsorgan ist sie verant-wortlich für die Sauerstoffaufnahme des Kör-pers. Auf dieses lebenswichtige Organ solltenwir also gut aufpassen. Doch leider sind gera-de Erkrankungen der Lunge häufig, werdenimmer häufiger und können gefährlich sein.„Die Lungenentzündung etwa kann heutzuta-ge noch immer eine lebensbedrohliche, mitun-ter sogar tödliche Erkrankung sein“, warnt derLungenfacharzt Dr. Lukas Grafenauer ausKorneuburg. „Es handelt sich dabei um einedurch verschiedene Erreger hervorgerufeneEntzündung des Lungengewebes. Am häu-figsten werden sogenannte Pneumonien vonbakteriellen Erregern verursacht. Pneumokok-ken zählen zu den Haupterregern, doch auchandere bakterielle Erreger wie Mycoplasmen,Chlamydien oder Legionellen sowie Viren undPilze können eine Lungenentzündung auslö-sen.“
Achtung: Pneumokokken!
Zurück zu den gefährlichen Pneumokokken: Übertragen werden sie durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch, wo-bei die Bakterien beim gesunden Menschen meist keine Erkrankung hervorrufen. Das heißt aber andererseits, dass alle, dieviel
in Kontakt mit anderen Menschen sind, ein erhöhtes Risikotragen, sich eine Pneumokokken-Infektion zuzuziehen.„Aber auch Patienten mit chronischen Atemwegserkrankun-gen wie Asthma, Patienten mit Erkrankungen, die zu einerImmunschwäche führen, etwa Diabetes, ältere Menschenab 50 und Kinder in den ersten beiden Lebensjahren sindbesonders gefährdet“, sagt Grafenauer.
Wichtig zu wissen ist, dass die Zeit von der Ansteckung mitden Bakterien bis zum Auftreten der ersten Symptome kurzist und oft nur 24 bis 48 Stunden beträgt. Und: SchwerePneumokokken-Infektionen können tödlich verlaufen, wennnicht rechtzeitig eine entsprechende Antibiotikatherapie be-gonnen wird. Deshalb ist bei Schüttelfrost, hohem Fieber,Husten, eitrigem Auswurf, Schmerzen in der Brust, Kopf-schmerzen, Nasennebenhöhlenbeschwerden und Ohren-schmerzen unbedingt ein Arztbesuch angezeigt. Bei äl-teren Menschen verursachen diese Infektionen schwer-wiegende Atemwegs-erkrankungen und Lungenentzündun-gen. Und was Kinder betrifft: Je jünger sie sich mitPneumokokken in-
fizieren, desto komplizierter und gefährlicher verläuft die Erkrankung. Weltweit sterben jährlich etwa zwei MillionenMenschen an einer durch Pneumokokken verursachten Infektion.
Keine Zeit verlieren!
Wie gesagt können Pneumokokken eine Lungenentzündung, aber auch Stirn- und Nebenhöhlenentzündung sowieMeningitis verursachen. Was die Lungenentzündung betrifft, so sind ihre häufigsten Anzeichen bei Kindern plöt-zliches hohes Fieber, Schüttelfrost, Trinkschwäche, Schnupfen, auffallende Blässe, schneller Puls, Husten, Atemnotund stechende Brustschmerzen. Bei älteren Patienten entwickelt sich die Lungenentzündung oft nach einem Infektder oberen Atemwege. Wichtig ist die exakte Diagnose durch den erfahrenen Arzt, der zunächst Anamnese, klinis-che Untersuchung, Röntgen sowie einen Pneumokokken-Nachweis im Harn und eine Blutuntersuchung durch-führen bzw. anordnen wird. „Was die Behandlung mit Antibiotika – in erster Linie Penicillin – betrifft, so ist keine Zeitzu verlieren“, betont Grafenauer. Die meisten Pneumonien können heute so behandelt werden, dass keineFolgeschäden entstehen.
Beste Vorbeugung: Impfung
Besser als die Behandlung ist allerdings wie immer die Vorbeugung. Im Fall von Pneumokokken steht eine effizienteImpfung zur Verfügung, und sie wird den weiter oben genannten Risikogruppen dringend empfohlen.
„Die Pneumokokken-Impfung enthält nicht-vermehrungsfähige Bestandteiledes Erregers, die für das Auslösen einer Immunantwort notwendig sind.Nach der Impfung produziert der menschliche Körper Abwehrstoffe gegendas Bakterium, und es kommt zu einer aktiven Immunisierung. Steckt sichein Geimpfter durch Tröpfcheninfektion mit Pneumokokken an, so werdendiese von den Antikörpern abgefangen. Dadurch wird ein Ausbruch derdurch Pneumokokken verursachten Erkrankungen verhindert“, erklärt Gra-fenauer. Er weist darauf hin, dass in den letzten Jahren ein ausgezeichne-ter Impfstoff entwickelt wurde, der noch besser schützt.
In Österreich steht die Pneumokokken-Impfung im Rahmen des Gratis-Kin-derimpfungsprogramms allen Säuglingen und Kleinkindern kostenlos zurVerfügung, und es wird empfohlen, die erste Impfung möglichst früh zuverabreichen – möglich ist dies ab dem zweiten Lebensmonat. Doch auchdie anderen Risikogruppen sollten sich impfen lassen. Am besten be-spricht man individuell mit dem Arzt des Vertrauens, welches Vorgehensinnvoll ist.
Therapie von Asthma …
Nicht immer ist aber, was Lungenerkrankungen betrifft, Vorbeugung so einfach.Asthma bronchiale etwa, das in Österreich rund 500.000 Menschen betrifft unddas die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter darstellt, wird zwar oftdurch äußere, manchmal vermeidbare Faktoren ausgelöst oder verstärkt, hat aberhäufig auch eine genetische Komponente. Behandelt wird diese entzündlicheErkrankung der Atemwege immer in einer Stufentherapie. Das bedeutet zunächst,wann immer möglich die Auslöser (z. B. Allergene wie Hausstaub) meiden. „Reichtdas nicht aus, so kommen bei Bedarf bronchienerweiternde Medikamente zumEinsatz. In der nächsten Stufe werden niedrig dosierte inhalative Kortikoidegegeben, und wenn das immer noch nicht ausreichend ist, so gibt man zusätzlicheinen lang wirksamen Bronchienerweiterer, sodass der Patient nachts durch-schlafen kann und auch tagsüber keine quälenden Beschwerden hat“, erklärtGrafenauer. Und: „Je früher die Krankheit diagnostiziert und je rechtzeitiger mit derTherapie begonnen wird, desto besser sind die Aussichten, die Lungenfunktionwieder deutlich zu verbessern.“
… COPD & Lungenkrebs
Frühzeitige Erkennung als „Prognose-Verbesserer“ ist auch ein Stichwort für dieimmer häufiger diagnostizierte COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung,früher „Raucherlunge“), die – anders als Asthma – nicht anfallsartig auftritt, son-dern sich schleichend entwickelt. Oft beginnt es scheinbar harmlos mit mor-gendlichem schleimigen Husten, in weiterer Folge kommt es zu Atembeschwerdenbei höherer, später auch bei leichter körperlicher Belastung, und am Ende kann essein, dass
man sogar beim Sprechen und bei ganz einfachen Alltagstätigkeiten Atemnot hat und rund um die Uhr Sauerstoffbraucht. „Mehr als 800.000 Menschen in Österreich sind von COPD betroffen, und sie alle wären gut beraten, alsErstes das Rauchen aufzugeben“, sagt der Lungenfacharzt. Auch bei COPD kommen bronchienerweiterende Medi-kamente zum Einsatz – zunächst bei Bedarf, wenn dies nicht ausreichend ist, gibt man einen lang wirksamen Bron-chienerweiterer oder eine Kombination aus zwei unterschiedlichen lang wirksamen Bronchienerweiterern, in schwe-ren Fällen oder wenn sich die Krankheit immer weiter verschlechtert und der Patient immer wieder ins Krankenhausmuss, inhalatives bzw. kurzfristig auch systemisches Kortison. Und wenn „gar nichts mehr geht“ (Stadium 4 der Er-krankung) Sauerstoff, der entsprechend dosiert werden muss. Außerdem gibt es ab Stadium 3 auch einen Wirkstoff,der manchmal helfen kann, akuten Verschlechterungen vorzubeugen.
Medizinische Neuerungen gibt es auch, was die Diagnose Lungenkrebs betrifft. „Hier haben sich die Prognosen inden letzten Jahren, vor allem wegen der Immuntherapie in Ergänzung zu Chemo- und Strahlentherapie, deutlichgebessert. In vielen Fällen gewinnen die Patienten dadurch nicht nur Überlebensdauer, sondern auch eindeutigbessere Lebensqualität“, sagt Lungenfacharzt Grafenauer.
Wann zum Lungenfacharzt?
Insgesamt nehmen Erkrankungen der Atemorgane weltweit zu, und sie werden häufig chronisch oder sind sogarlebensbedrohend. Lungenerkrankungen stehen in der Todesursachenstatistik heute bereits an dritter Stelle. Man istalso gut beraten, auf dieses Organ zu achten, und für viele sollte auch der Besuch beim Lungenfacharzt Prioritäthaben. „Wer länger als zwei Wochen unter Husten leidet, wer chronischen Auswurf hat, wer unter Atemnot oderAtembeschwerden leidet, wer Schmerzen im Brustkorb verspürt, wer raucht, schnarcht oder nachts Atemaussetzerhat, und wer unter Allergien leidet, sollte unbedingt den Lungenfacharzt aufsuchen“, sagt Grafenauer. „Oft geht esdarum, rechtzeitig abzuklären, was jeweils dahinter steckt, denn nur dann kann der Arzt eine effiziente Therapieeinleiten.“
Pneumologische Rehabilitation
Übrigens: Heutzutage gibt es auch schon pneumologische Rehabilitation. Das bedeutet nichts anderes als die Re-habilitation der Lunge, die Therapie wird auf den jeweiligen Patienten zugeschnitten, erklärt Grafenauer: „Dabeiwerden unter anderem der Verlauf und Schweregrad der Erkrankung und die körperliche Leistungsfähigkeit berück-sichtigt.“ In der pneumologischen Rehabilitation erfolgt eine ganzheitliche Behandlung, die maßgeblichen Einflussauf den gesamten Körper hat, und das zentrale Ziel ist es, die Leistungsfähigkeit von Lungenpatienten zu steigernund ihre Atemnot zu verringern. Damit Sie wieder freier atmen können. Ga-briele Vasak
Herzensthema Lunge
Herz und Lunge liegen im Brustkorb dicht beisammen. Bei derVersorgung des Körpers mit dem zum Leben notwendigen Sau-erstoff bilden sie eine funktionelle Einheit. Deshalb können Er-krankungen der Lunge zu lebensbedrohlichen Belastungen fürHerz und Kreislauf werden. Und manche Herzerkrankungen kön-nen auch der Lunge zu schaffen machen.
Das verbrauchte und sauerstoffarme Blut aus der rechten Herz-kammer kommt über den Lungenkreislauf direkt in die Lunge.Dort reichert es sich bei jedem Atemzug aufs Neue mit Sauer-stoff an und fließt zurück in die linke Herzkammer, von wo auses zur Versorgung der Organe durch den Körper gepumpt wird.
Nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, können viele Lungener-krankungen zu gefährlichen Veränderungen im Lungenkreislaufführen. Dabei verengen sich die Blutgefäße in der Lunge und derBlutfluss wird erschwert. Die Folgen: Der Blutdruck im Lungen-kreislauf steigt und das Herz ist gezwungen, gegen den erhöh-ten Druck anzupumpen. Experten sprechen dann von Lungen-hochdruck oder pulmonaler Hypertonie. Wegen der übermäßi-gen Belastung vergrößert sich die rechte Herzkammer. Atemnot,Herzklopfen und Müdigkeit machen den Betroffenen schon beileichter Bewegung zu schaffen. Die dauerhaft gesteigerte Pump-leistung kann zu Herzversagen führen.
Dr. Lukas Grafenauer,Lungenfacharzt in
Korneuburg
Wann zum Lungenfacharzt?
Erkrankungen der Atemorgane werden häufig chronisch und ste-hen in der Todesursachenstatistik heute bereits an dritter Stelle.Deshalb sollte man unbedingt zum Lungenfacharzt gehen, wennman:
+ länger als zwei Wochen unter Husten leidet
+ chronischen Auswurf hat
+ unter Atemnot oder Atembeschwerden leidet
+ Schmerzen im Brustkorb verspürt
+ raucht
+ schnarcht
+ nachts Atemaussetzer hat
+ unter Allergien leidet
Risikogruppen
Wer sich gegen Pneumokokken impfenlassen sollte:
+ alle, die viel in Kontakt mit anderenMenschen sind
+ Patienten mit chronischen Atemwegs-erkrankungen wie Asthma oder COPD
+ Patienten mit Erkrankungen, die zu ei-ner Immunschwäche führen, wie etwabei Diabetes,
+ Menschen ab 50
+ Kinder in den ersten beiden Lebensjah-ren
foto: VFI/Pfizer
Lungenentzündung durch Pneumokokken –
die unterschätzte Gefahr
Wussten Sie, dass eine Lungenentzündung durch Pneumokokken die amhäufigsten vorkommende Lungenentzündung in Europa ist? Dass sie jedentreffen kann, chronisch kranke und ältere Menschen aber ein höheres Risikohaben? Und dass es eine Impfung zur Vorbeugung gibt?
Eine Initiative des Vereinszur Förderung der Impfaufk-lärung mit freundlicher Un-terstützung der Pfizer Cor-poration Austria GmbHWien.
Achtung, Ansteckungsgefahr!
„Pneumokokken sind Bakterien, die durch Tröpfcheninfektion übertragen werden,z. B. durch Husten oder Niesen. Sie siedeln sich im Nasen-Rachen-Raum an undbleiben meist ohne Symptome“, sagt Mag. Dr. Christiane Körner, Präsidentin desVereins zur Förderung der Impfaufklärung (VFI). „Allerdings können sie schwereErkrankungen wie Lungenentzündung, Blutvergiftung oder Gehirnhautentzündung,bei Kindern auch lokale Erkrankungen wie Mittelohrentzündung verursachen.“ Sosind Pneumokokken für etwa ein Drittel aller Fälle von Lungenentzündungen inEuropa verantwortlich, die außerhalb des Krankenhauses erworben wurden. Dietypischen Symptome sind Fieber, Husten, Schüttelfrost, Brustschmerzen oderAtembeschwerden, die Folgen können oft dramatisch sein. Mag. Dr. Körner: „Ne-ben Krankenstand und Krankenhausaufenthalten kann eine durch Pneumokokkenhervorgerufene Erkrankung auch zu Komplikationen wie Atemstillstand oder zu ei-nem Schock führen.“
Wie können Sie sich schützen?
Da Pneumokokken permanent in der Bevölkerung vorhanden und weit verbreitetsind, können Sie sich vor dem Kontakt nicht schützen. „Aber es gibt eine vorbeu-gende Impfung, die im österreichischen Impfplan empfohlen wird“, so Mag. Dr.Körner.
Konkret wird die Impfung für Personen ab 50 Jahren sowie für Risikogruppenempfohlen. Dazu zählen Personen, die an chronischen Erkrankung wie z. B. Dia-betes, COPD oder Asthma, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder Immun-schwäche leiden (siehe www.bmgf.gv.at/home/Impfplan, abgerufen am01.02.2017). „Diese Personengruppen sollten ihren Arzt nach der Pneumokokken-Impfung fragen“, rät Mag. Dr. Körner. Darüber hinaus wird die Impfung auch fürKleinkinder empfohlen, die sie im Rahmen des kostenfreien Kinderimpfprogrammserhalten.
erschienen in GESUND & LEBEN IN NIEDERÖSTERREICH 01+02/2017