Beim Projekt „Apollonia 2020“ lernen Kinder spielerisch alles rund ums richtigeZähneputzen.
Kroko steht wieder mal im Mittelpunkt. Am grünen Plüschkrokodil mit dem großenGebiss zeigt die Zahnärztin Dr. Michaela Höbarth-Haydn, wie richtige Zahnhygie-ne funktioniert. Heute sind 19 Kinder der ersten Klasse Volksschule Neu-markt/Ybbs bei ihr in der Praxis. „Wer kann mir an Kroko zeigen, wie man richtigZähne putzt?“, fragt sie in die Runde. „Ich, ich, ich!“ Viele Kinderhände sind inder Höhe. Elena darf es vorzeigen. Mit einer großen gelben Zahnbürste fährt sieüber Krokos Kauflächen. „Sehr gut“, lobt die Zahnärztin, „aber nicht auf die Innen-seiten vergessen.“ Denn KAI lautet die Zauberformel für saubere Zähne: zuerstdie Kaufläche, dann die Außenseite und zum Schluss die Innenseite putzen. DasMaskottchen Kroko ist mit seinem Riesengebiss das optimale Vorführmodell. DieKinder kennen ihn bereits von seinen Besuchen im Kindergarten. Das Plüschtierbegleitet die 34 Zahngesundheitserzieherinnen und einen Zahngesundheitserzie-her vom Projekt „Apollonia 2020“ (siehe Infokasten Seite 19). Gemeinsam besu-chen sie Kindergärten, Schulen und Mutter-Eltern-Beratungsstellen und vermittelnspielerisch alles rund um das Thema Zahngesundheit.
Sobald der erste Milchzahn kommt, ist Zähneputzen Pflicht. Zu Beginn mit einemfeuchten Wattestäbchen, später dann mit einer Kinderzahnbürste und ganz wenigKinderzahnpasta. Zahnärztin Höbarth-Haydn erklärt, warum das wichtig ist: „Kari-es ist eine Infektionskrankheit. Schnuller abschlecken, vom selben Löffel kosten,Flascherl testen – und schon werden die Kariesbakterien von den Erwachsenenaufs Kind übertragen. Daher ist die richtige Zahnhygiene doppelt wichtig, wegender Vorbildwirkung und wegen der Übertragung aufs Kind.“ Man sollte die Klei-nen daher spielerisch an eine Kinderzahnbürste gewöhnen. Das optimale Modellfür die Altersgruppe 0–4 hat einen kleinen Bürstenkopf und einen längeren Griff,die Borsten müssen sanft abgerundet sein. Alle drei Monate sollte man die Bürstewechseln; wenn die Borsten zerfranst sind oder das Kind krank war, sogar schonfrüher. Auf die Bürste sollte die richtige Zahnpasta, am besten eine, die neutralschmeckt und Fluorid enthält.
Ab dem zweiten Lebensjahr sollte man morgens und abends Zähneputzen. Mit circa zwei einhalb Jahren ist das Milchgebiss vollständig.Die Kinder benötigen die Milchzähne nicht nur zum Essen, sondernauch als Platzhalter für die zweiten Zähne. Werden die Milchzähne zufrü̈h durch Karies zerstört und müssen entfernt werden, dann könnensie diese Platzhalter-Funktion nicht mehr einnehmen und es kann zuZahnfehlstellungen kommen.
Wie wichtig die Pflege von Milchzähnen ist, zeigt die aktuelle Apollo-nia-Statistik: Bereits rund 20 Prozent der Dreijährigen haben mindes-tens einen kariösen Zahn. Daher sollte man mit einem Besuch beider Zahnärztin oder beim Zahnarzt nicht zu lange warten. Um dieKinder vorsichtig daran zu gewöhnen, kommt im Rahmen des Pro-jekts „Apollonia 2020“ eine Zahnärztin, ein Zahnarzt in den Kinder-garten. Und in der ersten Klasse Volksschule besuchen die Kindereine Zahnarztpraxis. Wie heute die von Zahnärztin Höbarth-Haydn.Nach der kleinen Aufwärmrunde mit Kroko untersucht sie ein Kindnach dem anderen.
Den Anfang macht Sebastian. Er setzt sich auf den Zahnarztstuhlund macht den Mund ganz weit auf. Dafür wird er gleich gelobt:„Sehr gut machst du das.“ Die Zahnärztin untersucht seine Zähne,schaut, ob es bereits Karies gibt oder ob eine Zahnfehlstellung vor-handen ist. Ihre Assistentin trägt alles gewissenhaft in ein Formularein, die Eltern werden über das Untersuchungsergebnis schriftlichinformiert und, falls erforderlich, aufgefordert, eine Zahnarztpraxisaufzusuchen. Nun kommt Victoria an die Reihe. „Das kitzelt“, lachtdie Kleine, als die Zahnärztin mit dem Dentalbesteck in ihren Mundfährt.
An diesem Vormittag untersucht die Zahnärztin alle 19 Kinder, im An-schluss kommt die vierte Klasse Volksschule. Seit sechzehn Jahrenmacht Höbarth-Haydn diese Untersuchungen, ist auch Obfrau desArbeitskreises für zahnärztliche Vorsorgemedizin (AKS-ZAVOMED).Die bei diesen Untersuchungen erhobenen Daten über den Zahnsta-tus der Kinder werden jedes Jahr statistisch ausgewertet. Der Ver-gleich zeigt, dass sich die Anzahl der „kariesfreien“ Kinder wesent-lich erhöht hat. Der Erfolg kann sich sehen lassen. Um jedoch dasZiel der WHO (80 Prozent der sechsjährigen Kinder sollen kariesfreisein) bis zum Jahr 2020 zu erreichen, bedarf es noch einiger An-strengung. Doch die Kinder wissen dank „Apollonia 2020“, dass eskinderleicht ist, gesunde Zähne zu haben.
KARIN SCHRAMMEL
Die erste Klasse Volksschule Neumarkt/Ybbs zu Besuch in derPraxis von Zahnärztin Dr. Michaela Höbarth-Haydn: Sie üben dierichtige Zahnputztechnik, studieren Röntgenbilder und lernen allesrund um gesunde Zähne.
Das grüne Plüschtier Kroko ist mit seinem großen Gebiss das perfekte Vor-führmodell für die richtige Zahnputztechnik.
Apollonia 2020
„Apollonia 2020“ ist ein Projekt zur Kariesprophylaxe. Zahngesundheits-Erzie-herinnen und -Erzieher besuchen alle Kindergärten und einen Großteil derVolksund Sonderschulen in NÖ – und das mindestens zweimal pro Schuljahr.Nach dem Motto „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ vermittelnsie den Kindern auf spielerische Weise alles rund um die Zahngesundheit.Auch in gut frequentierten Mutter-Eltern-Beratungsstellen informiert ein- biszweimal im Jahr eine Zahngesundheitserzieherin/-erzieher von „Apollonia 2020“über die optimale Zahnpflege bei Säuglingen (Termine siehe Seite 20; weitereTermine finden Sie in jeder Ausgabe von GESUND&LEBEN ).
„Apollonia 2020“ ist eine Gemeinschaftsaktion des AKS-ZAVOMED und der
Initiative »Tut gut!« und wird von der NÖ Landesregierung und den NÖ Kran-kenversicherungsträgern finanziert. Die Teilnahme am Projekt ist kostenlos.