Lukas, 16, ist mit seiner Mama DGKP Helena Schlehr, die auch im Klinikum Baden arbeitet, zur Kontrolle bei OÄ Dr. Birgit Winkler. Der Bruch vom Radun-fall heilt gut.
Im interdisziplinären Schockraum in Baden werden lebensgefährlich verletzte oder erkrankte Menschen von multiprofessionellen Teams behandelt, vomschweren Unfall bis zum Herzversagen. Beim Besuch von GESUND&LEBEN stellten Ärztinnen und Ärzte der Unfallabteilung die Situation für das Fotonach. Im Schockraum anwesend sind immer Anästhesist und Anästhesie-Pflegekraft, ein Facharzt der jeweils benötigten Richtung, eine Pflegekraft undein Radiologe. Alle weiteren Experten werden je nach Bedarf dazugeholt. Das Team kümmert sich darum, die Vitalfunktionen aufrechtzuerhalten und be-schließt gemeinsam, in welcher Reihenfolge die Behandlungsschritte erfolgen.
Zweimal pro Tag – morgens und um 13 Uhr – treffen sich die verfügbaren Ärztinnen und Ärzte der Orthopädie und Traumatologie an den Standorten Ba-den und Mödling, um per Videokonferenz einzelne Fälle sowie das OP-Programm des nächsten Tages zu besprechen. Beim 13-Uhr-Termin schaltet sichdie Unfallchirurgie aus Hainburg dazu. Auf den Bildschirmen sind dabei auch die jeweiligen Radiologie-Bilder zu sehen.
Der Rettungshubschrauber landet am Dach des neugebauten Klinikums Baden und bringt Verunfallte direkt in den Schockraum. Wunden verbinden, denHeilungsverlauf kontrollieren und wieder neu verbinden gehört zum Tagesgeschäft auf der Unfallabteilung.
Bestens gerüstet für Unfälle
Spezialisierung und Schwerpunkt-Bildung gilt für die Zukunft der medizinischen Versorgung alsidealer Weg. Im Landesklinikum Baden-Mödling gelingt dies bereits durch die Aufteilung vonUnfallversorgung und Orthopädie auf beide Standorte.
Prim. Univ.-Prof.DDr. Thomas Kle-stil leitet die
Abteilung für Or-thopädie undTraumatologie anden beidenStandorten Badenund Mödling so-wie das Satelli-ten-Department inHainburg. Zudemist er als Profes-sor an der Donau-Universität Kremsin Lehre und For-schung tätig.
Ein Sturz mit dem Rad, das Knie blutet und das Handgelenk tut entsetzlich weh. Unfälle passieren, rund um dieUhr. Deshalb steht auch das Trauma-Zentrum am Standort Baden des Landesklinikums Baden-Mödling rund umdie Uhr bereit. An diesem Vormittag warten im hellen freundlichen Aufnahmebereich, wie jeden Tag, Menschenmit kleineren Blessuren. Da ein dick geschwollener Knöchel, dort eine gröbere Schürfwunde. Das Team kümmertsich um die Frischverletzten, gleichzeitig läuft die Nachsorge mit Verbandwechseln und Kontrollen: Teams ausPflegekräften, Ärztinnen und Ärzten begutachten Verletzungen, legen Verbände an, kontrollieren Röntgenbilder,prüfen die Heilungsfortschritte und entscheiden, wie die weitere Behandlung aussieht. Auf der anderen Seite desTrauma-Bereichs im neuen Klinikum in Baden werden jene Patienten versorgt, die liegen müssen. Rasch küm-mern sich Pflegekräfte und Ärzte um die Begutachtung und Versorgung, alles läuft ruhig und konzentriert ab. Weitweg von „Emergency Room“ oder „Greys Anatomy“. Ist das immer so?
OPs sind gut ausgelastet
„Den interdisziplinären Schockraum brauchen wir zum Glück nicht täglich“, sagt Prim. Univ.-Prof. DDr. ThomasKlestil, Leiter der Orthopädie und Traumatologie am Landesklinikum Baden- Mödling, der auch das Satelliten-De-partment am Landesklinikum Hainburg mitbetreut (siehe Infokasten Seite 44) und außerdem als Professor an derDonau-Universität Krems in Lehre und Forschung tätig ist. Denn während im Erdgeschoß des Licht durchflutetenNeubaus in Baden die Akutversorgung und Nachbehandlung erfolgt, operieren im ersten Stock zwei kompletteTeams in den beiden Operationssälen: Brüche verschrauben, Handgelenke stabilisieren, damit alles gut zusam-menwachsen kann. Und Metallteile aus geheilten Knochen wieder entfernen.
Operationsplan einhalten
Gleichzeitig läuft am anderen Standort der Orthopädie und Traumatologie (Unfallchirurgie) in Mödling unterStandortleiter OA Dr. Geza Sarvari, Ph.D. ein ebenso intensives Programm: Hier werden in zwei Operationssälen– einer für Prothetik und einer für tagesklinische Eingriffe – alle geplanten orthopädischen Operationen geleistet.Schwerpunkt sind Hüft- und Knieimplantate, der Bedarf steigt. Hier operieren die gleichen Ärztinnen und Ärztewie am Standort Baden. Denn das ist dem engagierten Leiter der Abteilung, Thomas Klestil, wichtig: Um einekonstante Abklärungs- und Behandlungsqualität gewährleisten zu können, setzt er das etwa 50-köpfige ärztlicheTeam wechselweise an beiden Standorten ein: „So ist gewährleistet, dass jede und jeder die Möglichkeit hat, sichsowohl in der Akutversorgung als auch bei den geplanten Operationen in der Orthopädie kontinuierlich weiterzu-entwickeln. Meine Mannschaft bleibt damit standortübergreifend ein Team.“
Keine Doppelgleisigkeiten
Was bringt diese Teilung von Unfall- und orthopädischer Versorgung? „Sehr viel“, betont Klestil. So können Dop-pelgleisigkeiten vermieden werden: „Am Standort Mödling können wir uns jetzt ganz auf geplante Operationeneinstellen. Hier werden im Rahmen der interdisziplinären Ambulanz ebenso kleinere Verletzungen und unfallchir-urgische Notfälle versorgt, auch die Unfallversorgung von Kindern und Jugendlichen ist rund um die Uhr gewähr-leistet.“ Durch die zunehmende Lebenserwartung steigt auch der Bedarf nach neuen Hüft- und Kniegelenken.Weil hier nur mehr geplante Operationen gemacht werden, hält der Zeitplan „fast zu 100 Prozent“, weil keine un-erwarteten Unfälle dazwischenkommen; die Patienten können sich auf den Eingriff einstellen und kommen dannauch dran. Auch tagesklinische orthopädische Operationen sind in Mödling eingetaktet. „Und in Baden läuft dieUnfallversorgung, wo wir rund um die Uhr auch für Polytraumen und andere schwere Verletzungen bereitstehen.“Diese Trennung hat auch praktische Vorteile, wie einen geringeren Platzbedarf für die oft sehr großen OP-Sets,„Riesenkisten“, die man etwa für die Implantation einer neuen Hüfte braucht: „Früher musste man die an beidenStandorten vorrätig haben. Jetzt ist das nicht mehr erforderlich.“
Video-Konferenzen
Täglich zweimal treffen sich alle verfügbaren rztinnen und Ärzte zur gemeinsamen Konferenz der Orthopädie undUnfallchirurgie von Baden, Mödling und Hainburg. Auf den großen Bildschirmen sehen die Ärztinnen und Ärztedie Kollegenschaft der beiden anderen Standorte, den OP-Plan und die jeweiligen Radiologiebilder und bespre-chen gemeinsam die anstehenden Operationen sowie komplizierte Fälle, holen sich Tipps und Informationen ein.So sind sie laufend auch über die Arbeit der anderen beiden Standorte informiert. Klestil sind diese Treffen be-sonders wichtig: „Diese täglichen Videokonferenzen sind eine gute Möglichkeit zur Qualitätskontrolle und helfenuns auch, die Risiken zu minimieren. So können wir das Management bei allfälligen Komplikationen besprechen.“
Orthopädie & Unfallchirurgie
Weil Orthopädie und Unfallchirurgie früher zwei getrennte Fächer waren (nur in Österreich), ist es Thomas Klestilwichtig, dass in seiner Stamm-Mannschaft möglichst viele Ärztinnen und Ärzte die Anforderungen beider Fächerbeherrschen und dazulernen. Auch dem Team des Satellitendepartments im Klinikum in Hainburg ermöglicht Kle-stil, sich weiterzuentwickeln: Ärzte von dort können sich auf Wunsch auch in die operative Versorgung in Badenund Mödling einbringen. Übrigens: Klestil schätzt, dass er in seinem Ärzteteam die höchste Frauenquote in derUnfallversorgung in Österreich hat. Thomas Klestil ist Universitätsprofessor und hat den Lehrstuhl für Traumatolo-gie am Department für Gesundheitswissenschaften und Biomedizin an der Donau-Universität Krems inne. AufWunsch ist es interessierten Mitgliedern seines Teams möglich, sich am einen oder anderen Forschungsprojektzu beteiligen. „Die kontinuierliche Auseinandersetzung mit den neuesten wissenschaftlichen Publikationen nütztnatürlich unseren Patientinnen und Patienten, weil wir am Puls der Zeit sind.“
Riki Ritter-Börner
Dr. Paul Fiedler,1. Oberarzt
und Stellvertretervon Prim. Univ.-Prof. DDr. Tho-mas Klestil
OA Dr. Geza Sar-vari, Ph.D. hat1989 an der Medi-zinischen Fakultätder SemmelweisUniversität in Bu-dapest promo-viert. In den dar-auffolgenden Jah-ren war er imZentralen Militär-krankenhaus Bu-dapest tätig undhat dort sowohlseine Facharzt-prüfung für Ortho-pädie und ortho-pädische Chirur-gie sowie seineFacharztprüfun-gen für Unfallchir-urgie und Kata-strophenmedizinabgelegt. Ab2006 war er Ober-arzt der Orthopä-die und Traumato-logie im St. JosefKrankenhaus inBraunau am Innund wechselte2012 in derselbenPosition ans Lan-desklinikum Möd-ling und ist nundort Standortlei-ter.
An der Abteilung für Orthopädie und Traumatologie des Landesklinikums Baden-Mödling (inklusive Satelliten-Department in Hain-burg) steht rund um die Uhr ein interdisziplinäres, hochqualifiziertes Expertenteam für die Behandlung von akuten und chronischenSchäden des Bewegungsapparates zur Verfügung.
-Baden: Unfallzentrum für die nördliche Thermenregion mit einem voll ausgestatteten Schockraum, hochmodernen Operations-sälen, einer Unfall-Ambulanz sowie zwei Bettenstationen. Behandlungsspektrum: gesamter Bereich der akuten Unfallchirurgie.Verletzungen: Untersuchung ohne Anmeldung jederzeit möglich. Ambulante Kontrolluntersuchungen mit telefonischer Termin-vereinbarung (02252/9004-14330). Auf WunschKontrollen auch am Standort Mödling nach telefonischer Vereinbarung(02236/9004-23202).
-Mödling: Orthopädische Chirurgie mit hochmodernen Operationssälen und Bettenstation, ambulante Vor- und Nachsorge (Or-thopädie-Ambulanz). Fokus liegt auf der Endoprothetik (Hüft- und Knie-Prothesen). Tagesklinische Operationen aus dem Be-reich Unfallchirurgie und Orthopädie wie z. B. Knie-Arthroskopien, Entfernung von Implantaten, kleinere hand- und fußchirurgi-sche Eingriffe. Verletzte Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre werden rund um die Uhr am Standort Mödling in enger Zusam-menarbeit mit der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde versorgt. Kleinere Verletzungen und Notfälle können an der Inter-disziplinären Aufnahmestation behandelt werden.
-Hainburg: Seit März 2015 besteht im Landesklinikum Hainburg ein Department für Unfallchirurgie als Satellitendepartment: Dia-gnostik und Behandlung von Verletzungen wie zum Beispiel Wundversorgungen, konservative und operative Behandlung vonFrakturen und Bandverletzungen sowie elektive Behandlung von Abnützungserscheinungen und die arthroskopische Behand-lung des Knie- oder Schultergelenkes. Komplexe Verletzungen werden am Trauma-Standort Baden versorgt
Pilotprojekt Standortleitung
Orthopädie und Traumatologie – Standort
Mödling: Das Pilotprojekt „Medizinische Standortleiter“ wurde implementiert, um die Kommunikation und die Zusammenarbeit zwi-schen den Häusern bei standortübergreifenden Abteilungen zu optimieren und die bestmögliche medizinische Versorgung an deneinzelnen Standorten zu gewährleisten. Im Wesentlichen übernimmt die medizinische Standortleitung am jeweiligen Standort bis zueinem gewissen Grad die Agenden des Primarius und ist für die medizinische Versorgung und für alle organisatorischen und opera-tiven Themen vor Ort gemäß festgelegtem Tätigkeitsprofil verantwortlich. Dieses Pilotprojekt läuft bis Ende Dezember 2018 und solldanach hinsichtlich weiterer notwendiger Maßnahmen evaluiert werden. Prim. Univ.-Prof. DDr. Thomas Klestil ist der Vorstand dergesamten Abteilung des LK Baden-Mödling. Sein Stellvertreter ist der 1. Oberarzt Dr. Paul Fiedler.
erschienen in GESUND & LEBEN IN NIEDERÖSTERREICH 05/2018