Mit Tablets und Smartphones lassen sich immer mehr „kluge“ Geräte in unseren Wohnräumenfernsteuern.
WOHNEN
Haus
der Zukunft
Heizung, Waschmaschine, Backofen:Laut aktueller Studie kommunizierendie Gegenstände im Haus künftigmiteinander und lernen selbstständig.
Die Entwicklung des Mobilfunks zeigt uns, wohin dieEntwicklung beim Wohnen geht. Die einstige Revolu-tion, mit einem Telefon ortsunabhängig telefonierenzu können, ist für uns längst Alltag. Jetzt heißt dasHandy Smartphone. Dieses mobile Gerät ist „smart“ –also „klug“ – geworden und kann nicht nur telefonie-ren. Die intelligenten zusätzlichen Funktionen – vonVideotelefonie über vielseitige Apps, TV-Empfangund Bezahlfunktion – haben in der Nutzung sogar dieOberhand gewonnen. Parallel dazu hat sich das In-ternet weiterentwickelt. Wir sprechen bereits vom In-ternet der Dinge. Dabei sind unterschiedliche Gerätein der Lage, miteinander zu kommunizieren. Wohindie Reise geht, zeigt der „Immobilien Report 2016“des Zukunftsinstituts des bekanntesten deutschspra-chigen Trendforschers Matthias Horx. Was erwartetuns also in den kommenden Jahren? Laut Studie wer-den die Benutzeroberflächen verschiedener Plattfor-men zunehmend aneinander angeglichen.
Das Auto gibt Befehle
Ein Beispiel: Das smarte Auto, das vom eigenenPlus-Energiehaus (ein Haus, das mehr Energie er-zeugt als es verbraucht) mit Strom versorgt wird,kommuniziert mit den Geräten. Rechtzeitig vor derAnkunft zuhause schalten sich die Heizung und derBackofen ein, damit die Pizza zeitgerecht fertig ist.Die Waschmaschine wäscht automatisch dann, wenndas Solarpanel Sonnenenergie im Überfluss generiertund speist die erzeugte Abwärme ins smarte Klima-system des Hauses ein. Sogar zum Thema Gesund-heit gibt es Unterstützung: Die smarte Uhr informiertden Hausarzt über erhöhten Blutdruck. Uns umgibtdamit ein System an integrierten Sensoren. Diesewerden immer intuitiver: Sie erahnen unsere Wün-sche und Bedürfnisse – basierend auf unseren Ge-wohnheiten und Tagesrhythmen. Das Heizsystemmerkt sich beispielsweise, wann in welchem Raum
welche Temperatur gewünscht ist und regelt das künftig autonom.
Grenzen verschwimmen
Natürlich hängt diese Entwicklung auch immer davon ab, ob Menschen die angebotenen Möglichkeiten nutzenund wenn ja, in welcher Intensität. Umfragen bestätigen eine hohe Akzeptanz bei Assistenz-Systemen schon jetztfür kranke und alte Menschen. Auch programmierbare Schalter und Heizsysteme schätzen viele Menschen schonheute. Diese Entwicklung ist natürlich nicht nur auf unseren unmittelbaren Wohnbereich beschränkt, sondern findetüberall statt – auch in der Arbeit und unterwegs. Die Grenzen zwischen den Orten werden durch die neuen Tech-nologien aufgeweicht. Man kann immer und überall arbeiten, einen Film ansehen oder mit einem Freund chatten.Das kommt uns doch schon jetzt bekannt vor, oder?
Intelligente Technologien und Geräte können eine große Hilfe sein, und man kann Häuser und Wohnungen beimUm- oder Neubau bereits jetzt besser ausrüsten oder diese Elemente zumindest einplanen. Dabei kann es sich umeinfachere Nutzung, Ersparnisse bei den laufenden Kosten oder Aspekte der Nachhaltigkeit handeln. Aber auch inder Planung eines Bauwerks selbst können neue Technologien einige bemerkenswerte Verbesserungen bringen.
Bildschirme & Holografien
Die Oberflächen unseres Heimes und unserer Arbeitsstätte werden ebenfalls immer intelligenter. Durch LED-Bild-schirme und -Projektoren können bewegte Bilder ganze Räume ausfüllen. Durch holografische Projektionen kön-nen sie sogar zum Teil des Raumes werden. Aber auch andere Oberflächen werden vielseitiger. Schon jetzt gibt esetwa Teppiche, die in der Lage sind, Staub zu binden. Und Wandfarben, die für eine optimierte Luftqualität sorgen.Ebenfalls Realität sind Oberflächen, die Mobiltelefone und andere Geräte aufladen, indem man diese Objekte ein-fach darauflegt. Materialien können aber auch ihre Funktionalität erweitern. So kann etwa der Werkstoff Glas derartverändert werden, dass er Elektrizität erzeugen kann, die in einer Hausbatterie gespeichert werden kann. Vieleneue Möglichkeiten also. Sie können unser Leben verändern und unser Zuhause noch komfortabler machen. Wennwir es wollen.
Heinz Bidner
Foto: istockphoto/ mikkel william
Wohnen von morgen
-In der Studie „50 Insights – Zukunft des Wohnens“, erschienen 2017, versuchtdas Zukunftsinstitut des Trendforschers Matthias Horx Einblicke und Antwortenauf zahlreiche Fragen zu geben, die das Wohnen von morgen betreffen. Span-nend ist, wie sich die Funktionalität von Räumen weiterentwickeln wird.
-Wohnliche Küche: Schon heute wird die Küche meist ins Wohn- und Esszimmerintegriert. Sie ist damit zentraler Dreh- und Angelpunkt des Alltags. Das wirdauch so bleiben, meinen die Trendforscher. In unserer Gesellschaft lösen sich diealten Rollen zwischen Mann und Frau endgültig auf, es entsteht ein neuer Reich-tum an Zeit und Aufmerksamkeit. Nichts ist sozialer und verbindender als ge-meinsames Kochen und Essen – mit der Familie und mit Freunden. Im Designwird die Küche „grüner“. Das bedeutet, dass Verpackung und Lagerung von Le-bensmitteln natürlicher werden. Glänzende, hygienische, metallische Frontenweichen tendenziell weicheren, natürlicheren und haptischeren Oberflächen undFormen.
-Ruhepol Schlafzimmer: In einer unruhigeren und digitalen Welt ist im Schlafzim-mer Erholung gefragt. Dabei soll die Raumtemperatur nicht zu hoch sein, Compu-ter und Co. sollen aus dem Schlafbereich verbannt werden. Wichtig ist die richti-ge Bettausstattung – vom Lattenrost über die ideale Matratze bis zur Bettwäsche.
-Rückzugsort Badezimmer: Beim Badezimmer erkennen wir eine Rückkehr der„möblierten“ Nassräume: Möbel statt Armaturen, Tapeten und Holzböden mit Tep-pichen statt Fliesen, waschbare Vorhänge statt Jalousien. Parallel dazu dominiertder Wunsch nach zeitgemäßen, modernen Installationen wie einer Power-Du-sche. Anders formuliert: Wir sind nicht mehr funktionale Nutzer des Badezim-mers. Wir sind achtsame Bewohner dieses neuen Rückzugs- und Wohlfühlortes,in dem wir mehr Zeit verbringen als bisher.
erschienen in GESUND & LEBEN IN NIEDERÖSTERREICH 12/2017