Der Frühling stellt für Pollenallergiker eine Belastungsprobe dar.Lesen Sie, wie Sie dennoch gut durch diese Zeit kommen.
BUCHTIPP
Katharina Bastl/Uwe. E.
Berger: Pollen und Aller-gie. Pollenallergie erken-nen und lindern.
ISBN: 978-3-214-00983-0
Wenn die Temperaturen langsam steigen und die ersten Sonnenstrahlen ins Freie lo-cken, wächst auch unser Wohlbefinden. Für Allergiker wird die Freude über die bunt er-blühende Natur jedoch von gesundheitlichen Beschwerden überschattet. Denn bei war-mem Wetter kommt es zu unangenehmen Erscheinungen wie Niesattacken, Fließ-schnupfen und Atemproblemen. Zu den üblichen Symptomen eines Heuschnupfens(allergische Rhinitis) zählen auch gerötete, tränende und juckende Augen. Zusätzlichkönnen Kopfschmerzen, Husten und Schlafstörungen auftreten. Die allergische Reakti-on wird von Pollen ausgelöst, die von Bäumen, Gräsern und Kräutern stammen.
Diese Blütenstaubteilchen sind für die Fortpflanzung der Pflanzen zuständig. Durch In-sekten oder über den Wind gelangen die Pollen zu den weiblichen Blüten, um diese zubestäuben. Weil Pollen, die von Bienen, Wespen oder Schmetterlingen zu den Blütengetragen werden, in geringerer Zahl produziert werden, stellen sie für Allergiker ein ge-ringeres Risiko dar. Problematisch ist hingegen die Windbestäubung: Dabei wird einegroße Menge an kleinen, leichten Pollen über große Distanzen durch die Lüfte getra-gen. Durch den Wind kommen Pollen über die Schleimhäute der Atemwege oder dieAugen mit dem Körper in Kontakt. Bei Allergikern werden sie als Fremdkörper erkanntund rufen eine Überreaktion des Immunsystems hervor. Es kommt zu den für Heu-schnupfen typischen Symptomen wie geschwollenen Nasenschleimhäuten, häufigemNiesen und tränenden Augen. In Österreich lassen sich von Februar bis Oktober nachder Blütenabfolge vier Belastungsperioden unterscheiden. Je nach Wetterlage könnensie auch früher auftreten.
Hinter dem hartnäckigen Winterschnupfen kann sich also auch einePollenallergie verstecken. Besonders häufig rufen Erlen, Eschen oderBirken sowie Haselsträucher, Gräser und krautige Pflanzen wie Rag-weed, die sich gerne auf Schutthalden oder an Straßenrändern aus-breiten, allergische Reaktionen hervor. Rund eine Million Österreicherdürften nach Schätzungen von einer Pollenallergie betroffen sind.
Mit steigender Tendenz, wie Katharina Bastl vom Österreichischen Pol-lenwarndienst erklärt: „Pollenallergien treten immer häufiger aufund man geht davon aus, dass die Zahl noch weiter ansteigenwird.“ Wissenschaftler vermuten, dass das Zusammenspiel vonLuftverschmutzung und Pollen das Risiko einer Pollenallergie er-höht. Bemerkt man die ersten Symptome, sollte man sich ausgie-big informieren, raten Katharina Bastl und Uwe Berger in ihremBuch „Pollen und Allergie. Pollenallergie erkennen und lindern“(Manz Verlag). Ob eine Erkrankung vorliegt, lässt sich mit demOnline-Allergiefragebogen auf www.pollenwarndienst.at feststel-len. Wenn Beschwerden auftreten, sollte unbedingt ein Arzt aufge-sucht werden: Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig behandelt,kann die Allergie zu allergischem Asthma führen. Der Arzt machtzunächst verschiedene Allergietests, um das Allergen zu bestim-men, das die Beschwerden auslöst. Als Therapieformen eignensich Antihistaminika, die den Juckreiz lindern und abschwellendwirken oder entzündungshemmende topische Steroide in Formvon Nasensprays. Bei der Immuntherapie wird das Allergen unterdie Haut gespritzt oder unter die Zunge getropft. „Für Gräserpol-lenallergiker hat sich der vorbeugende Einsatz der schnellauflö-senden Gräsertablette bewährt“, sagt Allgemeinmedizinerin Dr.Martina Hasenhündl. Die beste Methode sei aber immer noch, denAllergenen aus dem Weg zu gehen, so die Expertinnen. Das be-deutet: Spaziergänge durch blühende Wiesen vermeiden, Fenstergeschlossen halten und Pollenfilter verwenden. Und für die Ur-laubsplanung gilt: Während belastender Zeiten lieber in risikoarmeGebiete reisen. Prognosekarten für die EU und Österreich stelltder Pollenwarndienst online zur Verfügung.
JACQUELINE KACETL
Vier Belastungswellen in Österreich
+ Februar bis März:
Erlen- und Haselpollen
je nach Wetterlage auch früher)
+ April: Eschen- und Birkenpollen
+ Mai bis Ende Juli: Gräserpollen
+ August bis Oktober: Beifuß- und Ragweedpollen
Quelle: Bastl /Berger: Pollen und
Allergie. Pollenallergie erkennen
und lindern. Manz Verlag
FOTO: istockphoto, F. Matern/MedUni Wien
Infos & Hilfe
Der Österreichische Pollenwarndienst der Medizinischen
Universität Wien bietet viele Services für Pollenallergiker auf
+ aktuelle Pollenbelastung mit Zwei-Stunden-Vorhersagen und
einer Drei-Tages-Prognose
+ Allergiefragebogen zur Einschätzung des Gesundheitsrisi-kos
+ Informationen über Pollenallergie, allergene Pflanzen und
Allergenvermeidung
+ persönliches Pollen-Tagebuch
+ Europakarten für die Urlaubsplanung
+ Download einer Pollen-App für die Pollenvorhersage
„Die Belastungen sind gestiegen“
Mit welchen Belastungen müssen Pollenallergiker heuer rechnen?
Die Belastungen sind schon da, wenn auch später als üblich. Die winterresistentePurpurerle, die vor allem im städtischen Bereich vorkommt, hat im späten Jännerzu blühen begonnen und heuer recht lange geblüht.
Wie entwickeln sich die Blütephasen?
Die Saison von Hasel und Erle hat durch die niedrigen Temperaturen erst AnfangMärz begonnen. Das Schönwetter hat die Blüte rasch gefördert, sodass die Belas-tungen schnell angestiegen sind. Solch ein Saisonverlauf ist für Pollenallergikerbesonders belastend.
Gibt es heuer Besonderheiten in Niederösterreich?
Ein Spezifikum ist der verspätete Start der Hasel- und Erlensaison und der abrup-te Beginn des Pollenflugs. Wir beobachten immer wieder, dass geringe Pollen-mengen am Anfang der Saison größere Auswirkungen auf Pollenallergiker habenals am Ende. Die aus Nordamerika eingeschleppte Pflanze Ragweed verhält sichjedes Jahr unterschiedlich. Heuer könnte sie eine Besonderheit darstellen, aberdie Pflanzen erscheinen erst im Laufe des Sommers, daher ist eine Prognosenoch nicht möglich.
Katharina Bastl arbeitetbeim Österreichischen
Pollenwarndienst der Medi-zinischen Universität Wien.
Wenn das Immunsystem verrückt spielt
Der Frühling ist da, und so mancher Allergiker hat bereits die ersten Pollen gespürt oder fürchtet sich davor.Denn mit dem Blühen von Bäumen und Gräsern beginnt die Heuschnupfensaison, die bis in den Herbst hineinandauern wird. Rinnende Nase, juckende Augen, Hustenreiz – ausgelöst durch Eiweißverbindungen, die an derOberfläche der umherfliegenden Pollen sitzen – machen vielen Menschen das Leben schwer. Bei Allergenen wieden Blütenpollen handelt es sich prinzipiell um harmlose Substanzen, die dem Immunsystem von Allergikern al-lerdings gefährlich erscheinen. „Diese Umweltstoffe lösen eine überschießende, krankhafte Abwehrreaktion desImmunsystems aus“, erklärt die Apothekerin Mag. Ilse Wunderlich-Polzer aus Bad Vöslau.
Je nach Eintrittsort in den Körper unterscheidet man vier Allergentypen:
+ Inhalationsallergene wie Pollen, Hausstaubmilben oder Tierhaare verursachen Schnupfen, Bindehautentzün-dung und Husten, in manchen Fällen sogar Asthma bronchiale.
+ Zu den Nahrungsmittelallergenen gehören Milch, Hühnereiweiß oder Nüsse, die Verdauungsstörungen undKoliken auslösen können.
+ Kontaktallergene wie Nickel oder Kobalt treten über die Haut ein und führen zu Rötungen, Jucken und Bren-nen.
+ Injektionsallergene kommen durch Bienen-, Wespenstiche oder Kontakt mit Quallen in den Körper. Das könnesehr gefährlich werden, sagt Wunderlich-Polzer, und sogar zum anaphylaktischen Schock, der stärksten allergi-schen Reaktion, führen. „Dabei kommt es zu Rötungen, Schwellungen, Atemproblemen, Blutdruckabfall bis hinzum Kreislaufkollaps. Man muss auf jeden Fall die Rettung rufen.“ Wissen Menschen um ihre Bienenstichaller-gie, tragen sie einen Injektor mit Adrenalin bei sich, den sie sich selbst verabreichen können.
Hyposensibilisierung
„Allergien haben in den letzten Jahren zugenommen“,weiß Wunderlich-Polzer und nennt Faktoren wie Umwelt-verschmutzung, Stress und übertriebene Hygiene als Ur-sachen dafür: „Unsere hygienische Lebensform hat zwargeholfen, viele Krankheiten loszuwerden. Aber jetzt istdas Immunsystem nicht mehr genug beschäftigt und re-agiert bei gewissen Stoffen über.“ Gerade Kinder müss-ten keinesfalls in einer keimfreien Umgebung aufwach-sen. Im Gegenteil: Damit sich ihr Immunsystem gut ent-wickelt, brauchen sie eine gewisse Keimbelastung. Hei-len könne man eine Allergie nicht, Symptome hingegenkönnen gelindert werden, zum Beispiel durch ein vomArzt verschriebenes Antihistaminikum. Gegen den aller-gischen Schnupfen helfen Augentropfen und Nasen-sprays, die die Pollen von den Schleimhäuten abspülenoder abschwellend und beruhigend
wirken. „Vorbeugend kann man es auch mit homöopathi-schen Arzneimitteln versuchen, die die Symptome unter-drücken können.“ Eine langandauernde Behandlung istdie sogenannte Hyposensibilisierung. Dabei werdenüber drei Jahre in Abständen abgeschwächte Allergenezugeführt. „Wenn der Heuschnupfen immer ärger wird,kann eine Hyposensibilisierung Besserung bringen.
Dienstleistungen der mobilen Dienste rund ums Alternin den eigenen vier Wänden (am Beispiel des NÖ Hilfs-werks):
+ mobile Pflegeberatung
+ Hauskrankenpflege
+ Heimhilfe
+ 24-Stunden-Betreuung
+ mobile Physio- und Ergotherapie, mobile Logopädie
+ ehrenamtlicher Besuchsdienst
+ Notruftelefon
+ Menüservice/Essen zu Hause
erschienen in GESUND & LEBEN IN NIEDERÖSTERREICH 03/2017