Klettern ist ein äußerst vielseitiger Sport für die ganze Familie und hat zu jeder JahreszeitSaison. Mit der richtigen Technik geht es schon bald hoch hinauf.
Im Leben steht man immer wieder vor ganz besonderen Herausfor-derungen – bestimmten Hürden oder Problemen, die man einfachüberwinden muss, auch wenn man sich anfangs nicht traut. Ganzähnlich ist es beim Klettern, wo man verschiedene Aufgaben in derWand lösen muss. Oft braucht man mehrere Versuche, um ans Zielzu gelangen, doch wenn man dranbleibt, sich durchkämpft, neueLösungswege sucht und es endlich geschafft hat, ist es ein tollesErfolgserlebnis. Ein guter Beweis, wie man vom Sport auch im All-tag profitieren kann.
Neue Bewegungsabläufe
Klettern ist ein klassischer Ganzjahressport, den man sowohl drau-ßen als auch in einer Halle ausüben kann. Klettern in der Halle istwitterungsunabhängig und bietet einen komfortablen Zugang, freivon Steinschlägen – das ideale Trainingsumfeld also. Zum Einstei-gen und Kennenlernen eignet sich das Bouldern perfekt. Hiermacht man in niedrigen Höhen (Absprunghöhe) ohne Gurt und Seilmeist nur wenige Kletterzüge. Dabei kann man die unterschiedli-chen Techniken, Griffe und Tritte optimal lernen, sagt NorbertSchrott, Physiotherapeut im Therapie- und Kletter-Zentrum Wein-burg: „Es ist wichtig, sich mit der Wand vertraut zu machen. Dafürist Bouldern optimal, da man sich hier wirklich voll und ganz aufdie unterschiedlichen Griffe und Tritte konzentrieren kann. So kannman auch neue Bewegungsabläufe in Ruhe trainieren.“
Einfach mal hängen lassen
Auch wenn man meist nur wenige Kletterzüge macht, ist Bouldernalles andere als langweilig. So kann man sich beispielsweise ge-meinsam mit einem Partner spielerisch Routen ausdenken. Ähnlichdem Spiel „Ich packe meinen Koffer und nehme mit“ ergänzt mandie Route abwechselnd um einen neuen Kletterzug. „Besonderswichtig ist beim Klettern der richtige Einsatz der Beine, was Anfän-ger meist etwas vernachlässigen. Denn damit können die Händeentlastet werden, was bei längeren Kletterrouten besonders wich-tig ist. Beim Bouldern kann ich auch das speziell trainieren, indemich versuche, in den unterschiedlichsten Positionen die Hände zulösen“, weiß Norbert Schrott.
Sicherheit & Partnercheck
Wer mit Klettergurt und Seil hoch hinaus will, braucht unbedingteine entsprechende Einschulung, was die Sicherheit anbelangt.Und einen Kletterkurs, wenn man selbstständig in der Halle klet-tern will. Im Gegensatz zum Bouldern, das man auch alleine ma-chen kann, benötigt man beim Klettern am Seil einen Partner, dereinen aufmerksam sichert und auf den man sich voll und ganz ver-lassen kann. Schließlich ist die Halle in Weinburg beispielsweise 17Meter hoch und schon nach wenigen Kletterzügen kommt man ineine Höhe, die ohne Sicherung gefährlich wäre. Für den Start eig-net sich das Toprope-Klettern, bei dem das Seil bereits vorbereitetist und oben am Wendepunkt durch Karabinerhaken läuft; für denKletternden kommt es somit von oben. So kann man sich ganz aufGriffe und Tritte konzentrieren, der Partner zieht das Seil laufendnach. Wer schon Erfahrung hat, kann auch im Vorstieg klettern –dabei hängt der Kletternde das Seil zum Sichern während des Auf-stiegs laufend in den nächsten Karabiner in der Wand ein. BeimVorstieg-Klettern muss der Partner das Seil immer entsprechendstraffen und lockern – für Kletterer und Sicherer eine größere Her-ausforderung als das Toprope-Gehen.
Beim „Partnercheck“ kontrollieren Kletterer und Sicherer einandergegenseitig, ob die Klettergurte richtig geschlossen sind und dasSeil sicher montiert ist. Und dann geht es Griff für Griff und Schrittfür Schritt hinauf. Der Partner am Boden zieht das Seil laufendnach, damit es straff genug ist, falls der Kletterer abrutscht. Ist derKletterer oben, setzt er sich in den Gurt und lässt sich vom Partnerabseilen, während er sich mit den Beinen von der Wand abstößt.
Durch die unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen der Kletterroutenin der Halle kommen sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittenebeim Toprope- und Vorstieg-Klettern voll auf ihre Kosten. Egal, wiegut der Partner klettert – in der Halle können auch Anfänger undGeübte ein Team sein. Und man lernt immer dazu. Norbert Schrott:„Das Schöne am Klettern ist die Kombination von mehreren Fähig-keiten – man braucht Kraft, Beweglichkeit und Koordination. Außer-dem kann man dieselbe Route auf unterschiedliche Varianten klet-tern.“
Durch Kletterhallen machen sich auch immer mehr Kinder und Ju-gendliche mit diesem Sport vertraut, beim Besuch von GE-SUND&LEBEN war Elisabeth Dam mit ihren Kindern Samantha undSebastian in der Kletterhalle in Weinburg. Die Volksschullehrerinwar auch mit ihrer Klasse schon einmal hier: Einen Vormittag langkonnten die Schüler ihre Ängste vor der Höhe überwinden und ihreKletterkünste unter Beweis stellen – und hatten sichtlich Freude ander neuen Sportart. Elisabeth Dam, selbst begeisterte Kletterin, un-terstreicht die Vorzüge: „Ich habe meine beiden Kinder zum Klet-tern mitgenommen und mittlerweile ist es ein toller Sport für dieganze Familie geworden. Sie hatten anfangs Angst, ob das Seilhält und ob sie sicher sind – diese Angst verschwindet rasch. Estut ihnen auch gut, Verantwortung zu übernehmen, meine Kindersichern sich gegenseitig und lernen so, aufeinander aufzupassen.“Durch die vielfältigen Bewegungsabläufe eignet sich Klettern gutfür therapeutische Maßnahmen bei unterschiedlichen Krankheits-bildern, zum Beispiel bei Skoliose sowie für Knie- oder Schulter-Re-habilitation. Auch Physiotherapeut Norbert Schrott setzt auf Klet-tern als Therapie: „Ich kann den Fokus auf einzelne Bewegungenlegen. Dadurch kann ich spezielle Muskelgruppen ganz gezielttrainieren, indem ich Kletterzüge absichtlich schwierig gestalte undbewusst die Ausgangslage und die Neigung der Wand wähle. Sokann ich gezielt Muskeln und Muskelgruppen kräftigen oder dieBeweglichkeit erhöhen.“ Eine spielerische Therapie, die Spaßmacht.
Auf & Ab
Bevor es auf die Kletterwand geht, sollte man immer ordentlich auf-wärmen und den Körper auf die bevorstehende Belastung vorbe-reiten. Zu Beginn die Handgelenke, Ellbogen, Schultern, Hüfte,Knie und Knöchel aufwärmen und die Muskulatur aktivieren. Nachdem Klettern kommt das Abwärmen durch entsprechendes Deh-nen, wie beispielsweise der Unterarm-Muskulatur oder der Brust-muskulatur. Und für alle Anfänger: Nach der ersten Einheit hat maneinen ordentlichen Muskelkater in den Unterarmen. Aber wennman darauf achtet, möglichst viel mit den Beinen zu arbeiten, legtsich das nach drei bis vier Kletter-Einheiten.
Werner Schrittwieser
(oben) Elisabeth Dam sichert ihre Tochter Samantha beimAufstieg einer Toprope-Route.
(mitte) Physiotherapeut Norbert Schrott beim Dehnen derBrustmuskulatur mit Samantha und
Sebastian
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(unten) Kopfüber: Sebastian sucht sich beim Bouldernimmer wieder neue Herausforderungen.
Ausrüstung
-In den Kletterhallen kann man sich die nötigeAusrüstung meist ausborgen. Fürs Boldernbraucht man nur Kletterschuhe – sie müsseneng sitzen, um dem Fuß mehr Kraft und Halt inder Wand zu geben. Erfahrene Kletterer ziehendie Schuhe zwischen den einzelnen Routenaus, damit sich die Füße erholen können (Flip-Flops oder Schlapfen mitnehmen).
-Für Toprope oder Vorstieg braucht man einenKlettergurt, der sich festziehen lässt und gutsitzt. Vorstieg-Kletterer brauchen ein eigenesSeil.
-Bekleidung: Für den Anfang reicht Baumwoll-oder Sportbekleidung, die genug Platz für dieBewegung bietet. Mit T-Shirt und kurzer Hoseoder Laufhose ist man gut ausgestattet.
-Wichtig: Schmuck abnehmen und lange Haarezusammenbinden.