Gesund entgiften

Detox-Produkte versprechen, die Entgiftung anzuregen und sich positiv auf die Gesundheit auszuwirken. Was steckt wirklich dahinter? 

Detoxification (engl. für Entgiftung), kurz „Detox“, ist in aller Munde. Produkte wie Kapseln, Tees, Smoothie-Getränke, Pulvermischungen oder mehrtägige Saftkuren werden damit beworben, den Körper von schädlichen Umweltgiften und Übersäuerung zu befreien. Detox-Kuren klingen vielversprechend. Sie stellen mehr geistige und körperliche Frische, einen Kick für den Stoffwechsel oder Gewichtsverlust in Aussicht. Doch was sagen medizinische Expertinnen und Experten dazu? „Das Konzept der Detoxification oder Entgiftung ist mehr eine ideologisch-spirituelle Anschauung. Dahinter steht die Idee, dass die moderne Welt überfordernd und laut ist, uns Stress verursacht, und wir uns davon befreien und entgiften müssen“, meint Dr. Jana Meixner von „Medizin Transparent“, am Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation an der Donau‑Universität Krems. „Medizin Transparent“ überprüft (Gesundheits-)Behauptungen aus Medien, Werbung und Internet (www.medizin-transparent.at).

Dr. Jana Meixner, Donau‑Universität Krems,
www.medizintransparent.at

Der Begriff Übersäuerung, der in der Alternativmedizin verwendet wird, werde von der Schulmedizin nicht anerkannt, sagt Meixner: „Aus medizinischer Sicht gibt es beim gesunden Menschen keine Übersäuerung. Der pH-Wert des Blutes, der den Säuregrad anzeigt, sollte zwischen 7,35 und 7,45 liegen. Der pH-Wert kann sich bei bestimmten Nieren- oder Lungenerkrankungen verschieben. Die falsche Ernährung alleine macht das Blut nicht sauer, denn der Körper verfügt über ausreichende Mechanismen, dem entgegenzusteuern.“


Interview | Entgiftungsorgane unterstützen

Dr. Christian Matthai, Ernährungs-, Sport- und Vitalstoffmediziner in Wien

Wie beurteilen Sie den Detox-Hype? 

Das Grundprinzip ist nicht ganz verkehrt, weil es prinzipiell etwas ist, das dem Menschen und der Gesundheit guttut. Grundsätzlich ist es nichts Schlechtes, sich mit den Themen Gesundheit und Umweltgifte zu beschäftigen. Ich halte diese Belastungen, denen wir tagtäglich wissentlich, und oft auch unwissentlich ausgesetzt sind, für gesundheitlich nicht unbedenklich. Ich meine damit Schadstoffe wie Insektizide, Pestizide, Farbstoffe, Geschmacksverstärker, Konservierungsstoffe oder Mikroplastik in diversen Lebensmitteln. Das ist schon etwas, das wir ernst nehmen sollten. Dementsprechend ist die Idee, etwas zu tun, das unsere Entgiftungsorgane unterstützt, sinnvoller als je zuvor.


Ist eine mehrtägige Detox-Saftkur empfehlenswert?

Ich bin kein Befürworter dieser Trinkkuren. Abgesehen davon, dass die im Handel erhältlichen Saftkuren oft unglaublich teuer sind, warne ich meine Patientinnen und Patienten immer wieder davor, weil in den Produkten kein Eiweiß enthalten ist. Wenn man nämlich eine Woche lang nur Obst- und Gemüsesäfte konsumiert, verliert man aufgrund der fehlenden Eiweißzufuhr an Muskulatur. Das hat eine negative Auswirkung auf die Gesundheit. 


Wie kann man den Körper auf natürliche Weise entgiften?

Wir können mit ganz probaten Methoden und billigen Lebensmitteln unsere Entgiftungsorgane wie Leber, Niere, Haut etc. gut unterstützen. Man sollte möglichst viele Antioxidantien zuführen, um den Belastungen entgegenzuwirken, und im Idealfall gezielt die Organe bei der Entgiftung unterstützen. Die Artischocke ist ein sehr wertvolles Lebensmittel und der Klassiker für die Entgiftung über die Leber. Gut geeignet ist auch gängiges Gemüse wie Karfiol, Brokkoli oder Kohl, die sekundäre Pflanzenstoffe enthalten, die die Entgiftung unterstützen. 

Wie sollte eine gesunde Ernährungsweise aussehen? 

Man sollte pflanzliche Fette immer tierischen vorziehen. Also aufpassen bei fetten Milchprodukten wie Käse, Butter, Schlagobers, Sauerrahm, Creme fraîche oder fetten Fleisch- und Wurstwaren. Gesunde Öle verwenden, viel Fisch mit guter Qualität essen, und weniger Fleisch- und Wurstwaren. Den Zuckerkonsum in vertretbaren Mengen halten. Auf Gebackenes, Paniertes und Frittiertes verzichten, oder zumindest selten konsumieren. Die allerwichtigste Sache ist, wirklich darauf zu achten, möglichst viel Gemüse und Obst in den Speiseplan einzubauen.


Text: Jacqueline Kacetl | Foto: ZVG, ADOBE STOCK/ SONYAKAMOZ
Mehr zum Thema „Gesund entgiften“ erfahren Sie in GESUND & LEBEN 01+02/22.

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