Der stille Weg in die Demenz

Wer schlecht hört, verpasst nicht nur Gespräche – sondern riskiert langfristig auch seine geistige Fitness. Hörverlust gilt heute als einer der wichtigsten beeinflussbaren Risikofaktoren für Demenz. Trotzdem wird er oft bagatellisiert oder zu spät behandelt.

Eine frühe Diagnose und Behandlung durch Hörgeräte oder Implantate können den geistigen Abbau verlangsamen.

Ab einem Alter von 60 Jahren verliert der Mensch im Schnitt jedes Jahr etwa ein Dezibel an Hörvermögen. Fast ein Drittel der 60- bis 70-Jährigen hat bereits spürbare Hörprobleme – bei den über 70-Jährigen ist es die Mehrheit. Was viele nicht wissen: Der Rückgang des Hörvermögens betrifft nicht nur die Ohren. Auch die Verarbeitung von Sprache und Geräuschen im Gehirn verändert sich.
„Mit dem Gehör verliert der Mensch nicht nur Sinneszellen im Innenohr, sondern auch wichtige kognitive Fähigkeiten“, erklärt Prim. Dr. Thomas Keintzel, Leiter der HNO-Abteilung am Klinikum Wels-Grieskirchen und einer der führenden Experten für Cochlea-Implantationen in Österreich. Aufmerksamkeit, Gedächtnisleistung, Sprachverständnis – all diese Fähigkeiten hängen eng mit gutem Hören zusammen. Fehlen die akustischen Reize, beginnt das Gehirn schneller abzubauen. Studien haben gezeigt: Menschen mit unbehandeltem Hörverlust haben ein signifikant erhöhtes Risiko, später eine Demenz zu entwickeln. „Der Global-Burden-of-Disease-Studie der WHO ist zu entnehmen, dass sowohl Hörstörungen als auch Demenzerkrankungen in Industrieländern zu den bedeutendsten Erkrankungen zählen, welche zu massiven Einschränkungen der Lebensqualität führen“, sagt HNO-Experte Keintzel. Er spricht lieber von „neurokognitiven Störungen“, denn der Begriff Demenz sei oft mit Angst und Stigma behaftet.

 

Prim. Dr. Thomas Keintzel,

Leiter der Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, Klinikum Wels-Grieskirchen

www.drheleneatalla.at

 

„Akustische Reize halten das Gehirn aktiv. Fehlen sie, beginnt es schneller abzubauen.“

Hören und Demenz

Die wichtigsten Fakten

  • Jeder dritte Mensch über 60 hat Hörprobleme.

  • Unbehandelter Hörverlust erhöht das Risiko für Demenz um bis zu 50 Prozent.

  • Frühe Diagnose und Behandlung durch Hörgeräte oder Implantate können den geistigen Abbau verlangsamen.

  • Nur 15 bis 20 Prozent der Betroffenen tragen eine Hörhilfe.


Fotos: Robert Maybach

 

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