Eltern müssen nicht perfekt sein

Erziehung scheint noch nie so herausfordernd gewesen zu sein wie heute. Was es für eine stabile Eltern-Kind-Beziehung tatsächlich braucht und welche einfachen Rituale das Familienchaos ordnen und das Wir-Gefühl stärken.

Wie haben die Generationen vor uns es geschafft, ihre Kinder großzuziehen? Ohne Erziehungsratgeber, Eltern-Plattformen, Influencer und TV-Supernanny? Fragen, die man sich meist dann stellt, wenn man selbst Mama oder Papa wird und mit der vermeintlich natürlichsten Sache der Welt total überfordert ist. Haben wir verlernt, auf unsere Intuition zu hören oder haben sich die Ansprüche an das Elternsein verändert? „Ein wesentlicher Unterschied zu früheren Generationen ist, dass Eltern heute mit einer Flut an Informationen konfrontiert sind. Früher haben Eltern eher intuitiv erzogen, sich an eigenen Erfahrungen orientiert oder sich innerhalb der Familie ausgetauscht. Heute gibt es unzählige Ratgeber, wissenschaftliche Studien und Social-Media-Kanäle, die suggerieren, es gäbe eine ‚perfekte‘ Art der Erziehung. Das kann verunsichern und Druck erzeugen“, erklärt die Wiener Psychotherapeutin Paria Tuttinger. Verändert haben sich auch die Familienstrukturen: Früher lebten oft mehrere Generationen unter einem Dach oder zumindest in enger Nachbarschaft. Großeltern und Verwandte waren somit automatisch in die Erziehung eingebunden. Heute sind viele Eltern auf sich allein gestellt, müssen Familie und Beruf unter einen Hut bringen und fühlen sich oft überfordert. Nicht zuletzt sind die gesellschaftlichen Erwartungen an Eltern gestiegen, wie die Expertin erläutert: „Kinder sollen früh gefördert werden, Eltern sollen präsent sein, aber auch Karriere machen – das alles führt dazu, dass Elternsein heute oft als anstrengender empfunden wird als früher.“

 

Paria Tuttinger, BA MSc, personenzentrierte Psychotherapeutin, Wien

 

„Es sind oft die kleinen Dinge, die auf lange Sicht eine starke Bindung aufbauen.“

 

Muttertag - Pro und Contra

Am 11. Mai ist heuer in Österreich Muttertag. Ob und in welcher Form dieser gefeiert wird, ist eine individuelle Entscheidung. Er ist eine schöne Gelegenheit, um Müttern Anerkennung und Dankbarkeit zu zeigen, etwas, das im Alltag oft zu kurz kommt. Gleichzeitig sollte Wertschätzung nicht nur an einem bestimmten Tag stattfinden, sondern das ganze Jahr über. Der Muttertag kann jedoch auch negative Gefühle hervorrufen oder schmerzhaft sein, nämlich dann, wenn das Verhältnis zur eigenen Mutter schwierig ist oder sie bereits verstorben ist. Deshalb sollte der Muttertag sensibel und ohne gesellschaftlichen Druck betrachtet werden. Am schönsten ist es, wenn Wertschätzung ehrlich und individuell aus dem Herzen kommt, sei es mit kleinen Gesten, Worten oder einfach durch gemeinsame Zeit. Der richtige Zeitpunkt dafür kann an jedem Tag im Jahr sein, nicht nur am zweiten Sonntag im Mai.


Text: Natascha Gazzari | Fotos: ISTOCK_FILADENDRON; OLGA KRETSCH

 

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