Hoffnung auf Haar und Heilung
Haarausfall während einer Krebstherapie berührt Identität, Selbstwahrnehmung und kann sogar die Therapieakzeptanz beeinflussen. Doch neue Ansätze geben Hoffnung, dass die Nebenwirkung künftig nicht mehr als unvermeidbares Schicksal hingenommen werden muss.
Wer eine Krebsdiagnose erhält, ist mit einer Flut an Ängsten konfrontiert – eine davon betrifft fast immer den drohenden Verlust der Haare. Das hat auch Magdalena Riederer im Zuge ihres Medizinstudiums – insbesondere in der gynäkologischen Onkologie – erlebt: „Für viele Patientinnen – und auch Patienten – ist der Haarverlust eine der größten psychischen Belastungen der Krebstherapie. Haare sind ein zentraler Bestandteil des Selbstbildes und der persönlichen Identität. Wenn man in den Spiegel schaut und sich selbst kaum wiedererkennt, dann wird einem die Krankheit auf eine brutale Weise bewusst – nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich.“
Ein Stück Normalität bewahren
Besonders schwer wiege dabei die unfreiwillige Sichtbarkeit: Außenstehende erkennen sofort, dass man krank ist. Viele Betroffene berichten, dass sie den Verlust der Haare schlimmer empfinden als manche körperlichen Symptome der Krankheit selbst. Auch Studien zeigen, dass manche Frauen mit Brustkrebs den Haarverlust traumatischer erleben als eine Mastektomie – die Entfernung einer Brust. Leider beeinträchtigt das auch die Therapieakzeptanz erheblich: Aus Angst vor Haarausfall ziehen einige Patientinnen und Patienten in Erwägung, Behandlungen zu verschieben oder gar abzulehnen. Ein gefährlicher Schritt, der die Heilungschancen dramatisch verschlechtern kann. „Wenn ich im Spiegel weiterhin mich sehe und nicht nur eine Krebspatientin, dann gibt mir das ein Stück Normalität und Selbstbestimmung zurück“, schildert Riederer, was viele Patientinnen und Patienten fühlen. Diese Erfahrungen während ihres Studiums haben die 30-Jährige dazu bewegt, sich intensiv mit Haarerhaltungsmaßnahmen bei einer Krebstherapie auseinanderzusetzen. Auf ihrer Plattform „HealthHeld“ informiert sie wissenschaftlich fundiert über gesundheitliche Themen, um die Kluft zwischen medizinischer Forschung und alltäglichen Gesundheitsentscheidungen zu verringern und die neuesten Erkenntnisse verständlich für Betroffene aufzubereiten.
Magdalena Riederer, BSc MSc,
Medizinerin und Betreiberin der Gesundheitsplattform HealthHeld
Text: Michaela Neubauer | Fotos: iStock_CreativeDesignArt, beigestellt