„Ich sollte mich doch freuen?!“
Die Geburt eines Kindes ist ein hochemotionales Ereignis. Doch was, wenn das große Glück ausbleibt? Wenn sich statt Dankbarkeit und Liebe Verzweiflung, Traurigkeit oder sogar Ablehnung einstellt?
Sie haben vor kurzem ein Kind bekommen, doch statt Überschwänglichkeit und Glück fühlen sie sich vor allem erschöpft, traurig und überfordert? Damit sind Sie nicht allein. Viele Mütter erleben nach der Geburt eine emotionale Krise. Die Familienbegleiterinnen der „Frühen Hilfen“ wissen das aus ihrer täglichen Arbeit: „Nicht jede Mama fühlt sich nach der Geburt glücklich. Und das ist okay. Manchmal braucht es einfach Hilfe – und die darf man sich holen!“ Familienbegleiterinnen sind oft die ersten Vertrauenspersonen, wenn Mütter oder Väter über ihre psychische Überforderung sprechen. Gerade in der sensiblen Phase rund um die Geburt sei ein niedrigschwelliger Zugang zu Hilfe entscheidend. „Wir holen die Mütter dort ab, wo sie stehen. Ohne Bewertung und mit viel Empathie. Wir haben Ideen, was eine Mama in dieser Situation gerade brauchen könnte“, sagt Mag. Manuela Büchner, fachliche Leiterin und Familienbegleiterin aus dem „Netzwerk Familie“-Team.
Babyblues …
Die ersten Tage nach der Geburt sind geprägt von enormen körperlichen und hormonellen Umstellungen. Der sogenannte Babyblues tritt bei vielen Müttern zwischen dem dritten und fünften Tag nach der Geburt auf. Etwa jede zweite bis vierte Frau erlebt diese Phase. Typisch sind:
Stimmungsschwankungen
vermehrtes Weinen ohne ersichtlichen Grund
innere Unruhe oder Reizbarkeit
Erschöpfung
emotionale Überforderung
Diese Symptome sind unangenehm, aber normal – und meist vorübergehend. In der Regel bessert sich der Zustand nach wenigen Tagen von selbst, ohne dass eine Behandlung notwendig ist. Wichtig sind in dieser Zeit Ruhe, Unterstützung und Verständnis aus dem Umfeld.
Mag. Manuela Büchner,
fachliche Leiterin und Familienbegleiterin aus dem „Netzwerk Familie“-Team
OÄ Priv.-Doz. DDr. Anna Höflich,
Fachärztin für Psychiatrie am Universitätsklinikum Tulln
FRÜHE HILFEN
Für werdende Eltern und Familien mit Kleinkindern gibt es in Niederösterreich ein kostenfreies, vertrauliches und freiwilliges Angebot: „Frühe Hilfen“. Sie finden Unterstützung, wenn …
… in der Schwangerschaft unerwartete Veränderungen auftreten.
… wenig Unterstützung von Familie und Umfeld vorhanden ist.
… das Kind besonders viel Aufmerksamkeit braucht.
… negative Veränderungen in der Familie stattfinden.
… ein Familienmitglied besondere Hilfe benötigt.
… einfach alles zu viel wird.
Sie wohnen in einem dieser Bezirke?
Amstetten, Gmünd, Hollabrunn, Horn, Melk, Korneuburg, Krems, Krems-Land, Scheibbs, St. Pölten, St. Pölten-Land, Tulln, Waidhofen/Thaya, Waidhofen/Ybbs, Zwettl
Dann ist das „Netzwerk Familie“ von „Tut gut!“ für Sie da:
Tel.: 0676/85870 34522, Montag bis Freitag (08:00–16:00 Uhr)
Informationen: www.noetutgut.at/netzwerk-familie
In allen anderen Bezirken steht das Netzwerk „Frühe Hilfen NÖ Süd-Ost“ der Österreichischen Gesundheitskasse zur Verfügung: Tel.: 05 1779, Montag bis Freitag (08:00–16:00 Uhr)
Informationen: www.fruehehilfen-noe.at
Fotos: iStock_YurolaitsAlbert, Philipp Monihart, beigestellt