Kleine Helfer, große Wirkung

Am Biotech Campus Tulln der Fachhochschule Wiener Neustadt wurden 59 neue Streptomyces-Bakterienstämme aus österreichischen Boden- und Kompostproben entdeckt. Erste Analysen zeigen: Einige dieser Mikroorganismen bilden natürliche Stoffe, die Keime abtöten oder Krebszellen schädigen können – ein vielversprechender Ansatz für neue Medikamente.

Maja Plesko, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Biotech Campus Tulln beim Symposium on Bacterial Genetics and Ecology (BAGECO) in Graz.

Am Biotech Campus Tulln der Fachhochschule Wiener Neustadt wurden 59 neue Streptomyces-Bakterienstämme aus österreichischen Boden- und Kompostproben entdeckt. Erste Analysen zeigen: Einige dieser Mikroorganismen bilden natürliche Stoffe, die Keime abtöten oder Krebszellen schädigen können – ein vielversprechender Ansatz für neue Medikamente.

Kompost enthält also weit mehr als Erde und Pflanzenreste: Darin leben Mikroorganismen mit großem medizinischem Potenzial. Streptomyces-Bakterien, die überall im Boden vorkommen, gehören weltweit zu den wichtigsten Produzenten von Antibiotika. In Tulln konnten nun neue Stämme isoliert werden, die bioaktive Substanzen bilden – also Stoffe, die krankmachende Keime bekämpfen oder Krebszellen angreifen.

 

Die verborgenen Akteure im Boden

„Etwa zehn Prozent der isolierten Stämme zeigten eine antimikrobielle Wirkung, und ein besonders vielversprechender Stamm hatte eine starke Aktivität gegen Krebszellen“, erklärt Maja Plesko, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Mikro- & Molekularbiologie. Dafür wurden die Bakterien im Labor vermehrt und mit chemischen Stoffen angeregt, mögliche Wirkstoffe zu produzieren. Diese Substanzen wurden dann auf ihre Wirkung gegen Keime und Krebszellen getestet. Um die Stoffe genauer zu bestimmen, setzten die Forschenden Massenspektrometrie ein. Zwei besonders aktive Stämme wurden zusätzlich auf ihr Erbgut untersucht. „Unsere Genomanalysen zeigen, dass es sich um bisher unbekannte Arten handelt – mit zahlreichen Genen für bioaktive Wirkstoffe“, so Plesko.

 

Forschung für die Gesellschaft

Ihre Ergebnisse stellte die Forscherin beim internationalen „Symposium on Bacterial Genetics and Ecology“ (BAGECO) in Graz vor. Nächster Schritt ist die Reinigung und genaue Strukturaufklärung der wirksamsten Substanzen. Außerdem sollen die Gene identifiziert werden, die für die Produktion dieser Wirkstoffe verantwortlich sind, um die Bedingungen für ihre Bildung besser zu verstehen. Nach Einschätzung von Plesko steckt in heimischen Umweltproben großes Potenzial. Dank moderner Methoden können bisher unbekannte Substanzen entdeckt werden, die neue Wege zur Behandlung von Infektionen oder Krebs eröffnen. Das Projekt läuft seit rund zwei Jahren und wurde von zwei Masterarbeiten begleitet. „Resistenzen gegen gängige Medikamente nehmen immer weiter zu, gleichzeitig wird es schwieriger, neue Wirkstoffe zu finden“, betont Birgit Herbinger, Standortleiterin des Biotech Campus Tulln.


Text: Daniela Rittmannsberger | Foto: © Maja Plesko

 

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