Lesen als Entspannung
In einer Welt voller Dauerstress und Reizüberflutung aus den sozialen Medien suchen immer mehr Menschen nach einfachen Möglichkeiten zur Entspannung im Alltag. Eine unterschätzte Lösung liegt dabei oft ganz nah: nämlich im Buchregal. Studien zeigen, dass schon wenige Minuten Lesen Stress messbar senken.
In den USA gibt es ihn schon seit 1949, nun rückt er auch in Europa immer mehr in den Fokus: Die Rede ist vom Mental Health Awareness Month im Mai, der auf die Wichtigkeit von mentaler Gesundheit aufmerksam machen soll. Die Gründe dafür kommen nicht von irgendwo: Besonders Stress ist in einer Welt der dauerhaften Reizüberflutung ein großes Problem, das anfänglich gerne unterschätzt wird, aber langfristig tiefe Symptome mit sich ziehen kann.
Stress wirkt sich von Mensch zu Mensch unterschiedlich aus. Die einen leiden zum Beispiel unter Schlafproblemen, die anderen bemerken wiederum vorranging körperliche Symptome wie Kopfschmerzen. Auch schwerwiegendere Probleme, wie Bluthochdruck oder Infektanfälligkeit, können durch Dauerstress ausgelöst werden. Im Umgang mit zu viel Stress entwickeln viele ihre eigene Strategie, wobei die wohl einfachste und bequemste gerne außen vorgelassen wird.
Wie Lesen den Stresspegel senkt
Wer regelmäßig liest, tut seiner Gesundheit etwas Gutes – das zeigen auch aktuelle Studien. Laut einer Untersuchung der University of Sussex1 kann regelmäßiges Lesen den Stress um bis zu 68 Prozent senken – sogar schneller als Musik hören oder spazieren gehen. Aus psychologischer Sicht ist Lesen nämlich mehr als nur Ablenkung: „Es ist ein aktives Einbeziehen der Vorstellungskraft, da die Worte auf der gedruckten Seite die Kreativität anregen und uns in einen veränderten Bewusstseinszustand versetzen“, so der Neuropsychologe Dr. David Lewis, der die Studie leitete.
Dass Bücher nicht nur der Unterhaltung dienen, zeigt auch eine Befragung der britischen Reading Agency2: Über 40 Prozent der befragten regelmäßigen Leserinnen und Leser gaben an, dass Lesen ihre psychische Gesundheit verbessert. Ebenso viele berichten von besserem Schlaf – ein klarer Hinweis auf die heilsame Wirkung des Lesens in einem von Reizüberflutung geprägten Alltag.
Lesen als Selfcare-Ritual
Egal ob in der Früh, untertags zwischendurch oder beim Schlafengehen: Es gibt viele Möglichkeiten, das tägliche Entspannungsritual in den Alltag einzubauen. Die Tageszeit spielt dabei eine untergeordnete Rolle – viel wichtiger ist der Prozess des Lesens selbst. Eine einfache, zugängliche und vor allem kostengünstige Methode, um dem Gehirn eine Auszeit vom Alltag zu gönnen. Zwar kann schon allein das Eintauchen in eine Geschichte Stress reduzieren, doch besonders kraftvoll wirkt Lesen für viele Menschen, wenn die Bücher selbst Inspiration, Leichtigkeit oder neue Denkansätze mitbringen.
Foto: istock Mercedes Rancaño Otero