Nicht allein auf der Welt

Als Zwilling, Drilling oder gar als Vierling geboren zu werden, ist außergewöhnlich. Wie gelingt es, dass Mehrlinge ihre gleichgeborenen Geschwister nicht als Konkurrenz, sondern als Ressource erleben?

Was haben der US-ameri­kanische Schauspieler Ashton Kutcher, das brasilianische Model Gisele Bündchen und Romulus, der Legende nach der Gründer Roms, gemeinsam? Sie mussten sich im Mutterleib den Platz mit einer weiteren Person teilen, und später das Aufwachsen. Denn: Sie sind ein Zwilling. Ein Schicksal, das außergewöhnlich ist. Denn die Wahrscheinlichkeit, als sogenannter Mehrling auf die Welt zu kommen, ist relativ gering. In Österreich wurden im Vorjahr nur 2,8 Prozent aller Babys als Zwilling oder Drilling geboren. Früher waren es noch weniger: Die Zunahme von hormonellen Behandlungen und künstlicher Befruchtung führt zu häufigeren Mehrlingsschwangerschaften. Als Zwilling oder Mehrling geboren zu werden, ist besonders. Als solcher aufzuwachsen ist es auch, sagt Mag. Julia Steidl. Die Psychologin ist Mutter von Zwillingen und begleitet Zwillings­eltern. „Anders als Einlinge, die als Baby in der ersten Zeit stark zur Mutter hin orientiert sind, leben Zwillinge von Beginn an in einem Dreieck.“

 

Mag. Julia Steidl
Psychologin
www.praxissteidl.at

 

Sie kennen es nicht anders: Ihr gleichaltriges Geschwisterchen war immer schon als Bezugsperson präsent. „Das ist etwas Schönes“, sagt Steidl.


Überraschung: Zwillinge!

Früher blieben Mehrlinge im Mutterleib manchmal unentdeckt. Heute werden Mehrlingsschwangerschaften engmaschig kontrolliert.

Aus medizinischer Sicht fallen Zwillings- und andere Mehrlingsschwangerschaften unter „Risikoschwangerschaft“. Das bedeutet nicht, dass es automatisch zu Komplikationen kommen muss – die meisten verlaufen unauffällig. Aber: Bestimmte Risiken sind höher als bei den sogenannten Einlingsschwangerschaften. „Es besteht zum Beispiel ein erhöhtes Frühgeburtsrisiko“, sagt Prim. Ass.-Prof. Dr. Balint Balogh, Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Wiener Neustadt. „Denn zwei oder mehr Kinder brauchen mehr Platz in der Gebärmutter, was zu einem vorzeitigen Blasensprung führen kann.“ Auch die Gefahr einer Gebärmutterhals­insuffizienz ist höher. Möglich ist außerdem, dass die Kinder im Mutterleib unterschiedlich gut versorgt werden und sich eines der beiden Kinder schlechter entwickelt. „Das kommt allerdings selten vor. Wichtig sind engmaschige Kontrollen, um rechtzeitig Maßnahmen zu setzen.“

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Text: Sandra Lobnig⎪Fotos: iStock_EyeEm Mobile GmbH, beigestellt

 

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