„Die Erde von oben zu sehen, muss berührend sein“

Carmen Possnig, Reserveastronautin der ESA, träumt davon, ins All zu fliegen. Derweil erforscht sie als Weltraummedizinerin zum Beispiel den Alterungsprozess von Astronauten im Weltall – und gewinnt dabei wichtige Erkenntnisse übers Altern auf der Erde.

Die Weltraummedizinerin Carmen Possnig hat gute Chancen, als erste Österreicherin ins All zu fliegen.

Sie haben Ihrer Lehrerin schon in der Volksschule mitgeteilt, dass Sie einmal Astronautin werden möchten. Das ist kein ungewöhnlicher Berufswunsch für ein Kind, ungewöhnlich ist, dass Ihnen die Faszination für die Raumfahrt und das Weltall blieb. Warum entschieden Sie sich dann dazu, Medizin zu studieren?

Carmen Possnig: Mir war schon bewusst, dass der Traum, Astronautin zu werden, doch ziemlich unrealistisch ist. Und man kann „Weltraum“ ja nicht wirklich studieren. Außerdem hatte ich wirklich den Wunsch, Ärztin zu werden. Bevor ich mit dem Studium begonnen habe, informierte ich mich aber, ob es jemals Astronauten mit medizinischem Hintergrund gab – die gab es. Das hat mich erstmal beruhigt. Ich wollte mir den Weg in den Weltraum ja nicht versperren.

Was reizt Sie so an der Raumfahrt?

Für mich ist sie die perfekte Mischung von Abenteuer, Wissenschaft und Entdeckergeist. Entdeckungsreisende haben mich immer schon wahnsinnig fasziniert. Leute, die in kleinen Kanus das Meer durchquert, Polarreisende, die sich in unbekannte Gebiete aufgemacht haben. Menschen wie Marco Polo oder die Flugpionierin Amelia Earhart, die als erste Frau die Welt mit einem Flugzeug umrunden wollte. Ich dachte mir: In der heutigen Zeit ist das Weltall am ehesten der Ort, der noch nicht erforscht ist.

Ihr Einstieg in die Weltraumwissenschaft war das Jahr als Forschungsärztin auf der Concordia, der Forschungsstation der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) in der Antarktis.

Schon als Jugendliche habe ich davon geträumt, die Antarktis, die auch „Weißer Mars“ genannt wird, mit eigenen Augen zu sehen. Als ich als junge Ärztin davon gehört habe, dass die ESA eine Ärztin für Forschungen auf der Concordia sucht, habe ich mich beworben und wurde genommen. Die Concordia gleicht aufgrund ihrer Abgelegenheit einer Station auf einem anderen Planeten. Sie wird auch als Analogszenarium für die internationale Raumstation (ISS) verwendet. Im All wäre die Situation ähnlich. Die ESA nutzt das, um herauszufinden, wie Menschen sich an extreme Umgebungen anpassen – zum Beispiel bei zukünftigen Langzeit-Raumfahrtmissionen.

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Text: Sandra Lobnig⎪Foto: ESA

 

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Die Macht der Erwartung