Hepatitis im Blick
Hepatitis B und C gelten als eine der weltweit häufigsten Virusinfektionen und bleiben trotzdem oft unerkannt. Rund um den Welt-Hepatitis-Tag, der am 28. Juli stattgefunden hat, macht die Hepatitis Hilfe Österreich – Plattform Gesunde Leber (HHÖ) gemeinsam mit internationalen und nationalen Partnern auf die immer noch unterschätzte Bedrohung durch virale Hepatitiden aufmerksam.
Unter dem diesjährigen Motto „Lass uns Klartext reden“, dass an die weltweite Kampagne „Let’s break it down“ anknüpft, soll mit Missverständnissen und Stigmatisierung aufgeräumt werden. Denn falsche Vorstellungen hindern viele Betroffene daran, rechtzeitig eine Diagnose und Behandlung zu erhalten; mit potenziell lebensbedrohlichen Folgen, bis hin zum Leberkrebs, der in Österreich seit einigen Jahren enorm ansteigt.
Virale Hepatitis ist nach COVID-19 mittlerweile das tödlichste Virus der Welt. Jedes Jahr sterben 1,3 Millionen Menschen an viraler Hepatitis, weil sie nicht getestet wurden, keinen Zugang zu einer Behandlung hatten oder nie geimpft wurden. Neue Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO zeigen, dass die Zahl der Todesfälle steigt. Der Welt-Hepatitis-Tag 2025 soll die Stimmen der Menschen mit viraler Hepatitis verstärken und fordert Tests, Behandlungen, Impfungen und das Ende der Stigmatisierung.
Prävention und Übertragung im Fokus
Hepatitis B wird über Blut und alle Körperflüssigkeiten übertragen. Häufige Ansteckungswege sind ungeschützter Sexualkontakt, die Geburt (wenn die Mutter infiziert ist), mangelnde Hygiene bei medizinischen Eingriffen oder gemeinsam genutzte Spritzen. Diese Fakten sind vielen Menschen nicht ausreichend bekannt, was zu Vorurteilen und falschen Annahmen führt. Auch hier setzt die Kampagne „Lass uns Klartext reden“ an: Hepatitis B und C sind vermeidbar und behandelbar bzw. heilbar. Eine vollständige Immunisierung gegen Hepatitis B schützt gleichzeitig vor dem gefährlichen Hepatitis-Delta-Virus, das nur gemeinsam mit Hepatitis B auftreten kann. Wer nie geimpft wurde, sollte dies dringend nachholen. Hepatitis Delta ist jedoch seit einigen Jahren erfolgreich behandelbar. Eine Kombi-Infektion mit Hepatitis B und Delta kann auch sehr rasch zum Leberkrebs führen.
Moderne Behandlungsmöglichkeiten
Heilen lässt sich eine chronische Hepatitis-B-Infektion derzeit noch nicht, aber die modernen Medikamente können die Virusvermehrung effektiv unterdrücken und das Risiko für Spätfolgen wie Leberzirrhose oder Leberkrebs erheblich reduzieren. Das Problem: Viele Infizierte wissen gar nichts von ihrer chronischen Erkrankung. Deswegen raten Experten zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen. In Deutschland etwa können sich gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren einmalig kostenlos auf Hepatitis B und C testen lassen. Eine Maßnahme, die auch in Österreich mehr Aufmerksamkeit verdient. „Wir müssen endlich weg vom Tabu rund um Hepatitis B“, fordert Angelika Widhalm, Vorsitzende der HHÖ. „Nur wer über Risiken und Chancen informiert ist, kann sich schützen oder rechtzeitig behandeln lassen.“
Leberkrebs im Fokus
Besonders besorgniserregend sind auch die Zusammenhänge zwischen chronischer viraler Hepatitis und Leberkrebs, die die World Hepatitis Alliance in ihrem aktuellen White Paper („The Liver Cancer White Paper“) noch einmal klar aufzeigt: Fast die Hälfte aller Leberkrebsfälle weltweit sind auf eine chronische virale Hepatitis-Infektion zurückzuführen. Daher gilt Prävention als wichtigster Schlüssel, um Leben zu retten und die Krankheitslast zu verringern. „Eine nicht-infektiöse Lebererkrankung, die weltweit, aber vor allem in Europa, Amerika und Australien viele Todesopfer fordert, wird von Vielen noch unterschätzt: die Fettleber – die neue Volkskrankheit Nr. 1“, erläutert die HHÖ-Vorsitzende. Meist wird sie durch eine übermäßige Aufnahme von industriell verarbeitetem Zucker wie unter anderem Maisstärkesirup in Kombination mit zu wenig Bewegung, einer nicht ausgewogenen Ernährung (zu viel Kohlenhydrate, zu wenig Proteine) und/oder Alkohol verursacht und kann zu schweren Folgen wie Adipositas, Diabetes bis hin zum Leberkrebs führen. In Österreich sind etwa jeder 3. Mann und jede 4. Frau betroffen. Die Fettleber ist mittlerweile der häufigste Grund für eine Lebertransplantation weltweit.
Text: Daniela Rittmannsberger | Fotos: istock BojanMirkovic