Weihnachtszeit: Herausforderung für Suchtgefährdete

Die (Vor-)Weihnachtszeit ist voller kulinarischer Versuchungen. Insbesondere das umfassende Alkoholangebot ist für Suchtgefährdete und ehemals Süchtige eine besondere Herausforderung.

Wer sich eine besinnliche, stressfreie Vorweihnachtszeit wünscht, wird häufig enttäuscht. In Büros gilt es, Projekte noch vor dem Jahreswechsel abzuschließen, und auch Angestellte im Handel arbeiten in diesen Wochen unter besonders großem Druck. Privat stehen Erledigungen für das Weihnachtsfest an und terminlich will man nicht nur bei der Firmenweihnachtsfeier dabei sein, sondern auch diversen Einladungen aus dem privaten Umfeld folgen. Statt einer stillen Zeit sind es für viele letztlich eher hektische, unruhige Wochen im Advent. Während manche Menschen damit besser zurechtkommen, ist diese Gemengelage für andere schwieriger zu bewältigen. Personen, die suchtgefährdet sind, beziehungsweise bereits einmal von Alkohol abhängig waren, droht in dieser Zeit erhöhte Gefahr, in problematische Trinkmuster zu geraten, weiß die Psychiaterin Mag. Dr. Michaela Leopold: „Die Vorweihnachtszeit und auch die Feiertage selbst können Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen destabilisieren. Alkoholabhängigkeit ist eine Sucht, der meist eine andere psychologische Erkrankung zugrunde liegt“, ordnet die Expertin ein.

 

Mag. Dr. Michaela Leopold, Psychiaterin

 

Weihnachts-Emotionen treffen auf großes Alkoholangebot

Neben dem oft stressigen Advent mit diversen Verpflichtungen und Erledigungen seien auch die Feiertage selbst für Betroffene nicht zu unterschätzen, betont die Suchtexpertin: „Jeder von uns hat eine emotionale Vorgeschichte mit Weihnachten, die oft schon aus der eigenen Kindheit herrührt.“ Der Wunsch, es für sich und andere perfekt zu machen und eine besonders harmonische Zeit zu verbringen, wird vielerorts enttäuscht – und mündet nicht zuletzt viel zu oft auch im Ausbrechen von Gewalt, merkt Leopold an. Das Angebot an Alkoholika, das verleiten könnte, ist in diesen Wochen jedenfalls noch größer als sonst. „Das reicht von den Weihnachtsfeiern in Firmen, wo oft viel getrunken wird, über die Christkindlmärkte bis hin zur Weinbegleitung, die zusammen mit dem Familien-Weihnachtsessen aufgetischt wird“, so Leopold.



Warnsignale kennen und Trigger meiden

Doch wie sollten sich Alkoholsucht gefährdete Personen verhalten, um möglichst gut durch den Advent und die Feiertage zu kommen? Sich selbst zu Hause einzusperren, sei jedenfalls keine Lösung, macht die Psychiaterin klar. Sehr wohl solle man sich aber nicht sehenden Auges potenziell gefährlichen Situationen aussetzen. „Wenn Betroffene immer Punsch auf Christkindlmärkten getrunken haben, ist der Besuch eines solchen schwierig. Ebenfalls sollten beispielsweise Treffen eines Freundeskreises gemieden werden, wo man weiß, dass da immer viel Alkohol konsumiert wird“, erläutert Leopold. Schlechte Stimmung, Anspannung, Angst, Unruhe – all das seien Warnsignale dafür, dass ein Missbrauch drohen könnte. Manche Ex-Süchtige würden sich auch schwerer damit tun, an Supermarkt-Regalen mit den entsprechenden Getränken vorbeizugehen. „Für solche Fälle gibt es Bedarfsmedikation, die verschrieben werden kann und die Betroffene auch immer mithaben sollten. Das sind beispielsweise Schmelztabletten. Sie helfen an sich gut, die Herausforderung besteht darin, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, bevor es zu einem Rückfall kommt“, beleuchtet Leopold. Ein Rückfall ist bei einem ehemaligen Trinker übrigens bereits ein einziger Schluck Alkohol.



Wann aus Genuss ein Problemverhalten wird

Gerald Timmel, Geschäftsführer von DocFinder

Laut dem kürzlich veröffentlichten OECD-Bericht „Health at a Glance 2025“ trinken die Österreicherinnen und Österreicher statistisch gesehen immer noch 11,3 Liter reinen Alkohol pro Kopf im Jahr – mehr als die Menschen in den meisten anderen Mitgliedsländern. Welches Verhalten in Bezug auf Alkohol jedenfalls problematisch wird, erklärt die Expertin so: „Wenn man ohne Suchtmittel nicht mehr entspannen kann, auch wenn man immer größere Mengen davon benötigt, um einen gewissen Effekt zu erzielen, dann ist das definitiv ein Problem.“ Personen, die in der Vergangenheit schon einmal von einer Sucht betroffen waren, empfiehlt die Psychiaterin, rund um Weihnachten einschlägige Nachbetreuungsangebote besonders intensiv aufzusuchen und sich im Zweifelsfall ärztliche Hilfe zu holen. „Die Hemmschwelle, einen Experten nach Hilfe zu fragen, wird durch unser digitales Gesundheitsportal gesenkt. Unsere Plattform ermöglicht dabei die zeitlich flexible Suche nach einem geeigneten Arzt beziehungsweise einer geeigneten Ärztin ebenso wie die Online-Terminvereinbarung“, hält Gerald Timmel, Geschäftsführer von DocFinder, abschließend fest.


Fotos: iStock_ Ivan-balvan, DocFinder

 

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