Wenn Kinder spüren, dass Eltern leiden

Kinder psychisch kranker Eltern tragen oft zu viel Verantwortung. Das Projekt KIPKE fängt sie auf – mit Aufklärung, Gesprächen und Gemeinschaftserlebnissen.

Kinder mit psychisch erkrankten Eltern­teilen erleben häufig einen für sie verwirrenden All­tag.

Wenn ein Elternteil psychisch erkrankt, verändert sich das ganze Familiensystem. Für Kinder ist es oft ein stilles Rätsel: Mama liegt tagelang im Bett, Papa reagiert plötzlich wütend oder apathisch – und niemand erklärt, warum. Viele Kinder beginnen, Verantwortung zu übernehmen, kümmern sich um die Geschwister oder den Haushalt. Sie wollen helfen, doch überfordern sich dabei selbst. „Wir erleben häufig, dass Kinder in eine Art Funktionsmodus rutschen“, erzählt Anna Entenfellner von der Caritas St. Pölten, Projektleiterin von KIPKE. „Sie spüren, dass etwas nicht stimmt, aber sie verstehen es nicht. Und wenn Erwachsene schweigen, suchen Kinder die Schuld bei sich.“

Ein Projekt, das hinschaut

KIPKE steht für Kinder psychisch kranker Eltern. Seit mittlerweile 15 Jahren begleiten die Caritas St. Pölten und die PSZ gGmbH Familien in Niederösterreich, in denen ein Elternteil an einer psychischen Erkrankung leidet – meist Depressionen, Angststörungen oder Abhängigkeitserkrankungen. „Die Ursprungsidee kam vom psychosozialen Dienst“, erinnert sich Entenfellner. „Unsere Mit­arbeiterinnen und Mitarbeiter haben schon vor über zwanzig Jahren gesehen: Da gibt es Kinder, die mitleiden, die still bleiben, die niemand wahrnimmt.“ Heute arbeitet KIPKE eng mit Kliniken, Jugendhilfe und Schulen zusammen. Kinder kommen meist über Empfehlungen oder über die Eltern selbst, die sich sorgen: Wie erkläre ich meinem Kind, dass ich krank bin?

 

Anna Entenfellner von der Caritas St. Pölten, Projektleiterin von KIPKE

 

„Kinder spüren, dass etwas nicht stimmt, aber sie verstehen es nicht. Und wenn Erwachsene schweigen, suchen Kinder die Schuld bei sich.“


KIPKE in Niederösterreich

KIPKE (Kinder psychisch kranker Eltern) ist ein gemeinsames Projekt von der Caritas der Diözese St. Pölten (zuständig für Mostviertel, Waldviertel und Zentralraum) und PSZ gGmbH (Psychosoziale Zentren für Industrieviertel und Weinviertel). Das Projekt wird vom Land Niederösterreich gefördert und bietet Beratung, Aufklärung und Freizeitangebote für betroffene Kinder und Familien.

Caritas St. Pölten:

02742/844-0, info@caritas-stpoelten.at, www.caritas-stpoelten.at

PSZ gGmbH:

02266/66185, office@psz.co.at, www.psz.co.at


Text: Michaela Neubauer⎪Fotos: istock_Victoria Gnatiuk; Karl Lahmer

 

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